Wer soweit in Deutschlands Osten lebt, ist es gewohnt in Bezug auf Fremdwahrnehmung ab und an den Kürzeren zu sehen, aber dass unsere kleine Stadt derart nonchalant in einer Nebenbermerkung abqualifiziert wird, ist schon ein seltener Spaß, zumal es hier auch um ein vermeintlich direktes Art Pendant geht:
Der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Denkmalpflege, Gottfried Kiesow, hat Görlitz einmal die schönste Stadt Deutschlands genannt. Görlitz ist eben nicht Eisenhüttenstadt. Es ist prächtig, es zeugt von einem 1000 Jahre währenden, blühenden Gemeinwesen, einer Vergangenheit voller Wohlstand, einer Zeit, in der es kontinuierlich bergauf ging. Außerdem hat Görlitz noch Glück gehabt, den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden und selbst die 40 Jahre DDR überwunden zu haben: Die Stadt ist schöner als je zuvor.
Was soll der Leser hier vom Subtext zwischen den Zeilen mit Nachhause nehmen. Das Eisenhüttenstadt gerade nicht die schönste Stadt Deutschlands ist, ohne Pracht, ohne 1000jährig blühendes Gemeinwesen, ohnen Vergangenheit voller Wohlstand, in der es kontinuierlich bergauf ging. Hier werden wieder einmal Enten mit Gänsen verglichen. Nichts gegen Görlitz: die Stadt ist tatsächlich wunderschön mit ihren Hallenhäusern, die es so nirgendwo sonst gibt, dem herrlichen “Kaufhaus zum Strauß" und der beeindruckenden Pfarrkirche St. Peter und Paul. In Eisenhüttenstadt gibt es dafür einen hübsch geplanten Stadtgrundriss, ein wunderbares Stadttheater und eine Sichtachse aus der zentralen Allee auf ein Industriedenkmal.
Hier geht es nicht um schöner oder hässlicher, wer mag das auch objektiv beurteilen, sondern darum, dass unüberlegt und kurzsichtig ein Vergleich geführt wird, der nichts als strunzdämlich daherkommt.
Eine Zeit großer Prosperität inklusive funktionierendem Gemeinwesen nur eben anderer Couleur gab es übrigens auch in Leuchtschen Planstadt...
Den Beitrag gibt es hier: Schrumpfen lernen