Zu meiner Sammlung von Eisenhüttenstadtphilatelie ist mir gestern ein wunderschönes Kleinod zugeflogen, welches ich an dieser Stelle sehr gern mit der Fach- und Weltöffentlichkeit teilen möchte.
Es handelt sich um einen Erstagsbrief, der am 21. November 1953 abgestempelt nach Prag abgeschickt wurde.
Anlass für das Kuvert war die Nachdruckauflage der zunächst am 10. August 1953 erstmals ausgebenen Freimarkenserie "Fünfjahrplan", zu der es in der Folge eine vermutlich einzigartige Ausgabepolitik gab. Insgesamt erschienen acht verschiedene Auflagen der Fünfjahrplansmarken, wobei mittenmang auch noch das Druckverfahren wechselte. Man hat also schon fast ein Sammelgebiet allein mit dieser Markenserie. Die ungewöhnlichste Geschichte aus der politischen hoch aufgeladenen Serie, mit der die Aufbauleistung des sozialistischen unter den beiden deutschen Staaten philatelistisch repräsentiert werden sollte, hat der Wert zu 24 Pfennig für die Frankatur von Fernbriefen, welcher den schönen Ersttagsbrief ziert.
Denn ursprünglich sollte auf dieser Marke des vom Entwerfer des berühmten Leipziger Muster-Messe Doppel-M, Erich Gruner, gestalteten Satzes neben den Werktätigen der noch jungen DDR in ihren vielfältigen Formen des tätigen Werkens (Steinkohlehauer auf dem 1 Pf Wert, Frau am Schaltrad=5 Pf, Stahlschmelzer im Hüttenwerk=16 Pf u.v.a.) auf dem 24 Pfennig Wert das Konterfei des obersten Werktätigen der Deutschen Demokratischen Republik prangen und leuchten, der damals bekanntlich Walter Ulbricht hieß. Dieses Motiv fiel allerdings den Ereignissen vom 17. Juni zum Opfer, in deren Folge man den Personenkult ein bisschen zu drosseln versuchte und ironischerweise hat man justament die Stalinallee als Ersatzmotiv am 21. November nachgeschoben (Michel Nr. 414). Von diesem Tage stammt der abgebildete Umschlag, der aber nicht aufgrund dieser Tatsache für uns relevant wird, sondern dadurch, dass der Stalinallee gezierten und mit marxschem Stempel bedrückten Briefmarke des Schmuckmotiv des Eisenhüttenkombinates J.W. Stalin aufgeprägt wurde.
Bei der Kameradigitalisierung sind leider die Farben sowohl der Marke wie auch des Umschlages etwas verfälscht worden. Was hier dunklem Rubinrot bzw. Lila über den Bildschirm flimmert, ist in Wirklichkeit nämlich ein helles "Bräunlichrot". Schlimm ist das an dieser Stelle nicht zu sehr, wichtig ist nur, dass die 40 Jahre dominante Modefarbe in irgendeiner Schattierung erhalten bleibt. Und das ist hier irgendwie in alter stalinstädterischer Tradition geschehen...