Unendlich ist das Digiversum selbst und wenn man so vor den Häufen der ungeordneten Dateien sitzt, die sich auf den Festplatten stapeln, dann erscheint einem schon allein das Bildarchiv des Eisenhüttenstadt-Blogs gleichfalls nahezu unermässlich. Und obwohl wir permanent und dauerhaft durch Objektiv und Display bilddokumentieren, wie sich die Welt und die Stadt so wandeln, verwandelt sich so vieles, ohne das man es greifen und in Bits und Bytes konservieren kann.
Jeder Wandel bringt Spuren hervor und schreibt die Welt als lesbaren Text fort, vorausgesetzt, man versteht diese Spuren zu lesen. Dokumente als dauerhaft greifbare Repräsentationen von Momenten werden in der Zeit zu Lesenhilfen, zu Ansatzpunkten, die deutlich etwas nachziehen, was realit und auch in der Erinnerung ausbleicht, verblasst, überschrieben wird. Stolpert man dann eher durch die Konvolute von Aufnahmen, die schuhschachtelsammlungsgleich auf den Harddisks entweder eines erneuten Aufrufes oder ihres Vergessenwerdens oder einem Hardwaredefekt harren und geht nicht systematisch in sie hinein und durch sie hindurch, dann überascht einen manchmal das plötzlich Hineintreten in einen Erinnerungsraum, zu dem man selbst die Tür vergessen zu haben schien.
Die konkreten Erinnerungen, die nun auf die Schreibtischplatte springen, sollen besser auf dieser liegen bleiben. Es gibt keinen Grund, sie hier in die Blogosphäre zu wuchten. Abstrakt erinnert man jedoch, dass es im Sommer 2002 ein paar sehr schöne, sehr junge Tage an der Gallery of Modern Hearts gab, die ein oder zwei Dutzend großformatige Malereien hervorbrachten und übermalten und hervorbrachten und übermalten. Einige von diesen wurden in niedriger Auflösung in Jpg-Dateien verpixelt und zwei von diesen sollen heute und hier exemplarisch in den Cyberspace mit seinen vielen automatisch generierten Archiven hinaussegeln. In die digitale Unendlichkeit und wartend auf erneute Entdeckung. Irgendwann und durch irgendwen.