Mit Sprühlack der Farbe Lila schrieb vor nicht allzu langer Zeit jemand den schönen, eine Stadtwahrnehmung in wunderbar klare und schöne Sprache fassenden Slogan "oh Du mein Lichtenberg, du schenkst mir Frieden und Verstand" auf den grauen Putz einen Wand an der neugestalteten Freifläche neben dem Bahnhof Lichtenberg. Wenn man allerdings im Bahnhof ankommt, die unterirdische Passage durchquert, vielleicht in das Orion-Erotikfachgeschäft späht und als erstes sieht, dass es ein ganzes Regal mit "Fesseln" gibt und dann auf die Vielfalt der interessanten Charaktere vor dem Bahnhofgebäude und den anliegenden Spätverkaufsstellen blickt, den jungen Männern in den weiten, tarnfarben gemusterten Hosen mit den kräftigen, kniehohen Hunden und hoch sitzenden Baseball-Caps begegnet oder in die verwitterten Gesichter derer schaut, die hier bereits um acht Uhr morgens ihr Bier trinken und nahe des dahingesprühten Slogans ihr Wasser wieder abschlagen, dann neigt man durchaus dazu, in der schwungvollen Schönschrift der Aussage einen kleinen Funken Ironie zu suchen.
Beim dem dieser Tage unweit davon auf der Brücke, die die Frankfurter Allee über die weitläufigen Gleisanlagen hebt, immer wieder einmal ins Blickfeld rotierenden Plakat, das vor blauem, wolkendurchspurten Himmel fünf so junge wie fröhliche Menschen zeigt, die drei rotweiße Schrifttafeln in die Luft recken, ist dagegen garantiert alles so gemeint, wie man es liest. "HÜTTE AUF GEHT'S!" Taktisch geschickt an der Ausfallachse nach Rüdersdorf und über die Autobahn nach Frankfurt/Oder und damit dann auch nach Eisenhüttenstadt platziert, wird hier in großem Stil bei den auspendelnden Randberlinern für einen Besuch des diesjährigen Stadtfestes in dieser Eisenhüttenstadt geworben. Das ist offensives Stadtmarketing am Meilenstein zu Lichtenberg und die Liebhaber der Musik eines Peter Kraus, von Silly und eventuell auch Marusha werden der Aufforderung vielleicht sogar folgen. Immerhin sind die Hausnummern für das Bühnenspektakel in der Lindenallee dieses Jahr im Ganzen wieder etwas größer als im letzten, obschon Silly ohne Tamara eben nur Silly ohne Tamara ist und Marusha zwar einst auch in Eisenhüttenstadt als Rave Satellite des Rockradio B begeisterte, später jedoch einen Titel verhunzte, den Judy Garland so herzergreifend sang, dass man sich gar keine andere Fassung vorstellen mochte. Besonders keine Techno-Variante.
Manfred Mann und seine Earth Band sind dagegen nahezu komplett - bis auf das viel zitierte "Blinded by the light" - an mir vorbeigegangen. "Do wah diddy diddy dum diddy dum" ist in der Tat eher etwas für die frühen Aktivist-Gänger.
Bei MIA denkt man in unserem Teil Ostbrandenburgs übrigens manchmal noch an einen Graffiti Writer, der in den mittleren 1990er Jahren viel in Frankfurt und ein wenig in Eisenhüttenstadt, z.B. an der lange Zeit fälschlicherweise für legal bemalbar gehaltenen Turnhallenanlage im VII. Wohnkomplex sprühte. Aber meistens schrieb er sich Mya. Mit der Lichtenberger Bahnhofslosung hat er sehr wahrscheinlich nichts zu tun. Und mit dem Stadtfest in Eisenhüttenstadt, so denke ich, auch nicht viel.
"Nothing ever happens"?
Von wegen. In Eisenhüttenstadt gibt es jeden August drei tolle Tage, die diesmal wahrlich mit Aufbruchsstimmung angekündigt werden.
Die passt auch ganz gut, nachdem man letztes Jahr von mancher Seite hörte, dass sich eine gewisse Sättigung eingestellt hätte in Hütte und man häufiger zwischen den träumenden Teenagern den berühmten Dialog der gebürtigen Wriezenerin Conny Froboess mit dem Münchener Hans Dampf Peter Kraus vernahm: "Sag mir was in Ohr/Was darf ich Dir sagen/Schlag doch etwas vor.." Und schon ging es zum Badesee und nicht mehr zu Neil Hickethier.
Von wegen. In Eisenhüttenstadt gibt es jeden August drei tolle Tage, die diesmal wahrlich mit Aufbruchsstimmung angekündigt werden.
Die passt auch ganz gut, nachdem man letztes Jahr von mancher Seite hörte, dass sich eine gewisse Sättigung eingestellt hätte in Hütte und man häufiger zwischen den träumenden Teenagern den berühmten Dialog der gebürtigen Wriezenerin Conny Froboess mit dem Münchener Hans Dampf Peter Kraus vernahm: "Sag mir was in Ohr/Was darf ich Dir sagen/Schlag doch etwas vor.." Und schon ging es zum Badesee und nicht mehr zu Neil Hickethier.