Es ist alles eine Frage der Technik. Und da mir heute das automatische Mac OS X mitsamt "Kernel Panic" eine Wutprobe der besonderen Art bescherte und deutlich machte, dass das Geschäftsmodell von Apple dem von Microsoft mittlerweile an Penetranz in Bezug auf automatische und dazu auch irgendwie nicht ganz kompatible Updates wirklich keinen Deut nachsteht und mir so schnell sicher kein weiteres Gerät mehr verkaufen kann, entfallen die hundertzwanzig Geschichten aus der Eisenhüttenstadt, die für heute auf dem Programm standen (so z.B. der Bericht zum Bericht über einen Besuch von Herbert Köfers im Eisenhüttenstädter Lesecafé "Libresso" im Jahr 1965, ein paar Monate bevor sein zu diesem Zeitpunkt aktueller Film "Denk bloß nicht, ich heule" einen Spitzenplatz auf der Verbotsliste des ZK-Plenums bekam).
Stattdessen gibt es eher schnell aufgekocht den dritten Teil der beliebten Fortsetzungsreihe Hauseingänge Eisenhüttenstadts, der sich zu seinen beiden Vorgängern als eine Art architekturchronologisches Bindeglied positioniert, sich von diesen aber auch noch in einem anderen Punkt als der Formgebung unterscheidet: Er wird im Zuge des Stadtumbaus von der realen Stadtbildfläche verschwinden. Auf der virtuellen bleibt er dagegen bis ans Ende der Tage unseres Serverbetreibers erhalten. Nach der aufkeimenden grundständigen Technikskepsis aufgrund meiner aktuellen Mac-Erfahrungen heute muss damit allerdings auch kein sonderlich langer Zeitraum gemeint sein...
Mein weib ist nit wie ander lewt,Dies nur einmal für alle Hans Sachs-Anhänger und humorvollen Meistersinger unter unseren Lesern. Obendrein sei daran erinnert, dass Zeus und die gedächtnisprägende Mnemosyne buchstäblich neunerlei Töchter hervorbrachten und Dantes Göttliche Komödie sich ebenso buchstäblich durch neunerlei Kreise schält. Wer also im neunten unter den neunerlei Aufgängen des Eisenhüttenstädter Kiefernweges wohnt, kann sich immerhin auf dem Gebiet der Zahlensymbolik mit einer großen Hausnummer schmücken und in guter Gesellschaft schätzen. Eine andere, menschliche, freilich wird er dort nur noch sehr begrenzt finden. Selten tritt einem Friedrich von Matthissons berühmte Zeile "Durch der Kiefern öde Schwärze/saust so bang die Abendluft..." näher, als wenn man nach Einbruch der Dunkelheit zwischen den Zeilenbauten mehr schlaf- als lustwandelt.
Wann sie hat wol neunerlei heut
Ob einander, desz hat sie pur
An ir auch neunerlei natur.
Nimmt man den zugehörigen Straßennamen übrigens als Verbum, so erweist er sich aufgrund der Bevölkerungsundichte als überholt, bedeutet doch zu kiefern schlicht zu keifen. Dazu mangelt es jetzt in der nachbararmen Nachbarschaft einerseits an Anlass und andererseits an Zielpersonen.
Während in der totalsanierten und offensichtlich vollvermieteten Weinbergstraße die vermutlich nicht selten einsamen älteren Herrschaften, denen von Rufweite her der Spätplattenbau des städtischen Altenheimes dräut, hinter den vom Fernsehlicht erhellten Gardinen Spalier stehen, sobald ein Unbekannter durchs Gehege streift, glimmt im Kiefernweg nunmehr nur noch selten ein einsames Licht traurig durch die Fenster. So nah beieinander und doch so unterschiedlich sind die Wohnwelten des WK V! Uns und unserem Empfinden ist der graue Putz der alten alten Häuser mit ihrer dreieinigen Fahnenhalterbestückung übrigens um Lichtjahre näher als die überdämmten Fassaden in Pastell der neuen alten Häuser. Eine Verallgemeinerbarkeit dieser stadtästhetischen Ausrichtung wird allerdings nicht angenommen...
Bildquelle: ehstiques bei Flickr