• Zur Suche springen
  • Zum Inhalt springen

Eisenhüttenstadt Blog

Weblog für eine alternative Stadtwahrnehmung

  • Blog
  • Beitragsarchiv
  • Informationen für Autoren
  • Stadtwiki
  • Impressum

Geschrieben von
Ben
in Stadtgespräch
Dienstag, 18. Dezember 2007
Noch keine Kommentare

Der Landesjugendring Brandenburg sucht für ein Schreibprojekt Jugendliche an der ostdeutschen Grenze. Unter dem Motto «Stadt, Land, Fluss» sollen junge Leute ab Januar 2008 ihren Lebensalltag und ihr Umfeld über ein Jahr hinweg aufschreiben, teilte der Landesjugendring mit. Angesprochen sind Jugendliche im Alter von 16 bis 26 Jahren aus Eisenhüttenstadt, Frankfurt (Oder), Seelow, Küstrin-Kietz und Schwedt.
So läuft es heute über den Nachrichten-Ticker und leider fallen wir aus der Altersspanne der Zielgruppe des brandenburgischen Landesjugendrings, sonst würden wir den Inhalt im nächsten Jahr noch stärker auf "Stadt,Land, Fluss"-Lebensalltags- und Umfelderfahrung ausrichten. So aber behalten wir unseren bisherigen "Untertitel" bei und nehmen einfach das, was uns so vor die Sinne stolpert unter das Seziermesser der schriftlichen Auseinandersetzung.

Silvio (mit Madleen) konnte sich bekanntlich jüngst über des Sinns des "Außer Haus"-Angebotes in Moretti's Diner wundern, wobei man hoffen kann, ja sogar muss, dass sich die dortigen Betreiber nicht langfristig in vollem Umfang an Moretti's Ristorante and Pizzaria im windigen Chicago orientieren. Über dieses heißt es nämlich in einer kurzen Kundenkritik:
Moretti's has the poorest service of any resteraunt[sic!] I can remember. The food is mediocre at best, but people go for the beer garden (biggest in the city) and the cute girls.
Attraktive Backfische polieren selbstverständlich auch im reste-raunt den allgemeinen Eindruck ein bisschen auf, aber sie bieten keine nachhaltige Erfolgsgarantie: erstens sind sie nicht nachhaltig Backfisch und zweitens mit ihrem Anblick nicht nachhaltig Ersatz für guten Dienst am hungrigen Kunden. Von Geduldsfadennudeln ist jedenfalls noch niemand satt geworden.

Eine andere Neueröffnung aus dem mehr oder weniger gastronomischen Angeboten in Eisenhüttenstadts Magistrale stellt die nicht ganz umstrittene Backwarenverkaufsstelle mit Café-Anschluss des regionalen Bäckerei-Platzhirsches "Dreißig" dar.
Das Marketing hat sich für das Haus ein besonders hohe Ansprüche weckendes Motto herausgesucht: Nicht nur "unser träglich Brot", sondern "das täglich kleine Glück" wollen uns die Dreißiger geben. Das fordert natürlich heraus und so strebt man hinein durch die Glastür direkt auf den Verkaufstresen, an diesem vorbei in den Café-Raum, hängt den Wintermantel über den Gaderobenständer, setzt sich an einen kleinen Glastisch, zupft an der Kunstblume und blättert ein wenig durch die Speisekarte, etwas grober beschallt mit Rummelplatzweihnachtshymnen: "..mir wird so angst und bang/jeder Tag ist mir so lang..." und merkt nach gewisser Wartezeit, dass man sich in einem Selbstbedienungslokal befindet, da die Angestellten zwar emsig rotieren, sich dabei jedoch dem Tisch nicht nennenswert nähern.
Man muss also am Tresen bestellen, sonst passiert hier gar nichts und eigentlich auch gleich bezahlen. Andererseits kann man sich schnell nach der Bestellung zurück zum Platz begeben und dann wird dem Gast das Bestellte auch zum Tisch gebracht, wobei das Verkaufspersonal durch und über die Bank weg sehr freundlich und geduldig ist. Sofortige Zahlung ist trotzdem zu leisten. Die Heißgetränke sind solide, man bekommt sogar grundsätzlich und ohne Nachfragen ein Gläschen Wasser dazu, was in Ostbrandenburg nicht unbedingt zum Standard gehört. Der Kuchen ist einen Tick zu süß und an Originalität sicher noch optimierbar. Andererseits bewegt sich das Preisniveau auch deutlich unter dem des (Staats)Operncafés, so dass es hier einen gewissen Ausgleich gibt. Dennoch fehlt bedauerlicherweise nach wie vor ein Punkt in Eisenhüttenstadt, den man für wirklich exzellenten Kuchen direkt ansteuern würde...

Die Einrichtung ist bis auf eine Sofaecke eher für den Kurzaufenthalt gedacht und eventuell etwas eng gestellt. Andererseits muss sich ja auch keine Bedienung hindurchzwängen. Dafür kommt allerdings eine etwas übereifrige Angestellte mit Wischlappen und poliert gnadenlos Unruhe stiftend die Nachbartische, bevor sie glücklicherweise von einem Bekannten aufgehalten wird, mit dem sie mitten im Raum stehend allerlei Persönliches bespricht. Atmosphäre oder gar Heimeligkeit in der Weinachtszeit entsteht dadurch natürlich nicht so recht. Dafür eignet sich viel besser eine fast wandfüllend vergrößerte Fotografie mit nächtlichem Hochofenmotiv. Mit dieser wird tatsächlich ein Bezug zum Ort sehr schön dargestellt, während die anderen Wandgestaltungen der Dreißig-Corporate Identity entsprechen und die Filiale verwechselbar machen würden, wären da nicht die breiten Schaufenster mit Durchblick in die Lindenallee.

Glück und Glasur, wie gut schmeckt das nur.
Wer Sonntags Lust auf Eierschecke oder Apfelkuchen mit Decke bekommt, findet nun nicht nur in der Saarlouiser Straße das, was er begehrt. Ein konsequent gemütliches Café-Erlebnis allerdings bisher noch nicht.

Am Fenster sitzen, die (wenigen) Flaneure beobachten können - darin liegt die eigentliche Stärke des neuen Lokals und deswegen lohnt sich auch der Besuch. Sitzt man eine Weile, sieht man deutlich, dass ein am Sonntagnachmittag geöffneter Anlaufpunkt ausreicht, um diesen Teil der Magistrale halbwegs zu beleben. Insofern erweist sich die Filiale durchaus als eine Bereicherung und wenn man konzeptionell mehr Konditorei und Café gewagt hätte, dann wären vielleicht sogar die umliegenden Backboxen und -shops nicht ganz so irritiert. "Das täglich kleine Glück" wird sich durch die Filiale nicht ganz und nicht für jeden einstellen, aber vielleicht ist dies ein erster Schritt, um im - immerhin - Stadtzentrum Eisenhüttenstadts langfristig die allgemeine Aufenthaltsqualität zu erhöhen - besser als eine Bankfiliale ist das neue Angebot in dieser Hinsicht allemal. Inwieweit die (Wieder)Belebung des Stadtzentrums dauerhaft gelingt, hängt sicher auch an dem, was im und mit dem Lunik geschehen wird und daran, ob und welche Temporärnutzungen für den Zentralen Platz gefunden werden und inwieweit sich in der Lindenallee Angebote etablieren, die sich nennenswert von dem, was die Einkaufszentren bieten, unterscheiden lassen. Die direkte Eingebundenheit in den Stadtraum erweist sich gegenüber den künstlichen und eingegrenzten Konsumillusionen, vor allem des City Centers, dabei in jedem Fall als grundsätzlicher Vorteil - vermutlich auch für die neue Dreißig-Filiale.



Update 19.12.2007

Doch dann kam Peter Dreißig. Mehr als 80 Filialen, in Guben zuhause, in Eisenhüttenstadt und Umgebung nicht unbekannt. Mitte 2007 wurde eine Zusammenarbeit vereinbart. Selbst Probleme mit dem Denkmalschutz konnten nach Aussage der GeWi-Chefin konstruktiv gelöst werden - eine Automatiktür wie in der Bäckerei Dreißig ist ein Novum im größten Flächendenkmal Deutschlands.


Passend zum Beitrag hat die Märkische Oderzeitung heute noch ein paar Hintergründe zur Entwicklung in der Magistrale im Blatt: Imagewandel in der Lindenallee. Auf die Automatiktür hätte man allerdings im "größten Flächendenkmal Deutschlands" eigentlich auch verzichten können...


Tags für diesen Artikel: , , gastronomiekritik, lindenallee, magistrale
Artikel mit ähnlichen Themen:
  • Zum 65. Stadtgeburtstag: Das Dokumentationszentrum zeigt Christine Kisorsys Lunik-Fotografien.
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks
Kommentare
Ansicht der Kommentare: (Linear | Verschachtelt)
Noch keine Kommentare
Kommentar schreiben
Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.
Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.

Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

BBCode-Formatierung erlaubt
 
   
 
Kommentare werden erst nach redaktioneller Prüfung freigeschaltet!
 

Themen

abriss Andi Leser Architektur bahnhof berlin blog DDR eko Erinnerung flickr fotografie Graffiti insel Internet Kinder der Stadt kultur Kunst Kurz notiert lindenallee lokalpolitik moz plattenbau presse Pressespiegel Rainer Werner Sonstiges Stadtbild Stadtentwicklung stadtfest Stadtgeschichte Stadtumbau stadtumbau ost Stalinstadt Theorie unsinn Veranstaltungen weblog wirtschaftsentwicklung Wohnkomplex V wohnkomplex vi Wohnkomplex VII Zukunft

Kategorien

  • Devotionalien (26)
  • Postkarte nach Ehst. (10)
  • Exil (15)
  • Internet (53)
  • Kinder der Stadt (17)
  • Lindenallee (32)
  • Pressespiegel (101)
  • Kurz notiert (26)
  • Sonstiges (195)
  • Sport (14)
  • Stadtbild (174)
  • Stadtgeschichte (30)
  • Theorie (44)
  • Umland (6)
  • Veranstaltungen (55)

Alle Kategorien

Kommentare

wieland zu
Mo, 04.11.2013 17:42
Hallo Ben, i ch finde Deinen Vorschlag für ein Schil [...]Kommentare ()
Ben zu Der kurze Weg zur Schule. Ein Fundfoto von irgendwo.
Do, 16.05.2013 23:26
Die Vermutung l iegt nah, ist a ber leider nich t zutreff [...]Kommentare ()
Wollenberg zu Der kurze Weg zur Schule. Ein Fundfoto von irgendwo.
Do, 16.05.2013 22:09
Das Foto Der k urze Weg zur Sc hule wurde in Eisenhütt [...]Kommentare ()
Hans Joachim Stephan zu
Do, 17.01.2013 14:20
Sehr geehrte Da men und Herren, sehr bedauerl ich, welc [...]Kommentare ()

WWW

Web 1.0
Eisenhüttenstadt.de
Tourismusverein Oder-Region Eisenhüttenstadt e.V.
Dokumentationszentrum zur Alltagskultur der DDR


Märkische Oderzeitung Eisenhüttenstadt
Blickpunkt - Ausgabe Eisenhüttenstadt
Oder-Spree Fernsehen
Oder-Neiße-Journal
Royal-Rangers Stamm 329 (Pfadfinder)

Web 2.0
ehst-twitter
wiki.huettenstadt.de

ehst-Facebook
Irre Führung Ehst.
eisen.huettenstadt.de feedburner

ehst.delicious - Bookmarkliste
FlickrGroup Eisenhüttenstadt
Seen | Eisenhüttenstadt
Logbuch Eisenhüttenstadt
urbanistiques ehst
blog.planverfasser.com (Eisenhüttenstadt/Cottbus)


Nachbarn
Hauptstadtblog
Deutschlandpuls
Kunst am Wege
Frau Indica
Freestland
sovietpostcards.net
Die Liebe und die Sowjetmacht
Terra Poetica
Photoblog Dunaújváros

Wichtige Seiten
Notfallseelsorge Landkreis Oder-Spree
lustige Videos
/usr/local/bin sei smart - nutze Linux!
Verhütung

Webdesign, CMS und Onlineshop?
Webdesign Eisenhüttenstadt
Wohnungen
Singles aus Eisenhüttenstadt
Branchenbuch Eisenhüttenstadt
Raus aus Hütte. Auf nach Paris.

Shopping-Tipps
Möbelkauf in Eisenhüttenstadt
Leuchten & Lampen
Einbauküchen kaufen
Möbeldiscounter in Eisenhüttenstadt
Seniorenbedarf
Heimwerkerfachmarkt in Eisenhüttenstadt
Lagertechnik und Lagerlogistik
Sehenswürdigkeiten & Souvenirs aus Berlin

Empfehlungen

Login für Autoren

Passwort vergessen?

Bookmarks

laemmy.net

BlogCounter.de - kostenloser Counter für Weblogs

Lizenz

Creative Commons License - Some Rights Reserved
Der Inhalt dieses Werkes ist lizensiert unter der Creative Commons Lizenz

  • Webdesign Eisenhüttenstadt
XML RSS-Feed twitter Twitter
Powered by s9y & Optional Necessity