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Eisenhüttenstadt Blog

Weblog für eine alternative Stadtwahrnehmung

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Geschrieben von
Ben
in Internet
Mittwoch, 28. März 2007
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Tagclouds - also "Schlagwortwolken" - sprechen manchmal sehr für sich. Beispielsweise die Cloud zu Eisenhüttenstadt des Web 2.0-Dienstes Qype, bei dem Bürger wie Du und ich Einrichtungen, Sehenswürdigkeiten und vor allem wohl Gastronomiebetriebe kurz besprechen und bewerten können.

"Sie kommen also aus Eisenhüttenstadt. Was macht man denn da?"
Wer z.B. beim Bewerbungsgespräch um einen Vorstandsposten mit dieser Frage konfrontiert wird und keine originelle Antwort parat hat, kann auf Qypes Tagcloud zurückgreifen und bekommt eine Handvoll Vorschläge - die sogar hervorragend visualisiert.

Woraus besteht also laut Qype das gesellschaftliche/gesellige Leben der Eisenhüttenstädter?

Auffällig ist die Dominanz von "Bier" und "Essen" (übrigens mitunter auch direkt im Stadtbild): Während der Gerstensaft recht eindeutig interpretierbar ist, bleibt für "ESSEN" mindestens eine Trias von Möglichkeiten.

Zum Einen könnte man z.B. eine übergroße Affinität der Eisenhüttenstädter zur Geburtsstadt des berühmten Fußballaltstars "Kalli" Feldkamp vermuten. Der trinkt allerdings mittlerweile sein Bier in der zukünftigen Wüstenstadt Marbella, weshalb ihm die demnächst nur in iberischen Klimabedingungen gefangenen Bewohner der Stahlstadt eher neidisch beäugen. Daher ist "Kalli" Feldkamp nicht unbedingt der größte Fußballsympathieträger der Stadt, jedenfalls solange Harry Rath noch treu seinen Trainerdienst bei momentan sehr geschundenen EFC Stahl versieht. Allerdings ist die Fußballstadt Essen auch die Geburtsstadt des Nationalgoalies Jens Lehmann, der sich heute von Robert Enke vertreten lassen kann (und vom legendären Helmut „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt, Tooooor, Tooor, Toooor!!!“ Rahn. Harry Rath, so wird gemunkelt, verändert in seinen Träumen gern den Namen phonetisch einen kleinen Tick - wir verraten aber nicht wie). Also doch die, na hoppla, Rehagel-Geburtsstadt Essen? Na ja. Für die große Zahl der progressiven Katholiken in der Stadt wird es wohl eher Uta Ranke-Heinemann, übrigens Tochter von Gustav Heinemann und Studienkollegin vom Ratzinger Josef, sein, die einerseits bei ihrem Auftritt in der Kurt Krömer Show am 5. September 2004, in der sie u.a. neben Rolf Eden zu Gast war, bezauberte und sich andererseits 1999 für die - oha - PDS als Bundespräsidentin kandidierte, welche die Stadt Essen in Eisenhüttenstadt ungemein positiv konnotiert.
Für den Rest der Welt ist der größte Essener Held vermutlich Ingo Appelt. Für mich nicht und so langsam glaube ich, dass mich das Rätselraten völlig auf die verkehrte Fährte lockt.

Aber was könnte denn noch mit "Essen" gemeint sein? Ich denke am Ende fällt die Entscheidung zwischen den Kandidaten "Schluckakt" oder "Mahlzeit" und da beide nicht selten nahezu zeitgleich auftreten, kann man hier auch einfach statt der Differenz die Gemeinsamkeit hervorheben. "Essen" ist eben einfach essen.

Mal sehen, was die Tagcloud noch für uns bereithält.. Ahh "Trinken"! Das lässt sich relativ eindeutig als Tätigkeit entschlüsseln, die die beiden Top-Begriffe "Bier" und "Essen" harmonisch miteinander verknüpft, wobei ersteres dem "trinken" am Ende noch ein paar Nanometer näher steht als zweiteres. Und eine ähnliche Scharnierfunktion, diesmal zwischen "Bier", "Essen" und "Trinken" übernimmt "Sitzen", wobei der Bier-Trinken-Relation letztlich, wenn man kleinlich herangänge, auch noch "Liegen" beigestellt werden müsste. Aber wir haben hier ja keinen Thesaurus, sondern eine Folksonomy und das "Folk" weiß am Ende besser, was es verträgt, als die Terminologieexperten, die in der Tat nach drei Kurzen wenigstens schon "Singen"...

Auf den Plätzen folgen (Günter?) "Mittag", "Kultur" und Kabarett (umgangssprachlich für "Kein Barett", die Redewendung kam auf, nachdem die Volkspolizei ihre Kasernenanlage hinter dem V. Wohnkomplex geräumt hatte und verweist auf die Abwesenheit von militärischen und para-militärischen Einheiten in der Stadt, ein paar Paint-Ball-Fans mal ausgenommen..)

"lecker" verweist entweder zurück auf das "Essen", oder, was angesichts jüngerer gastronomischer Erfahrungen wahrscheinlicher ist, auf die Abwanderungstradition der Stadt: Weite Teile Brandenburgs haben demografisch ein Leck, Eisenhüttenstadt ist sogar noch lecker. Ob's stimmt, müssen die Bevölkerungsstatistiker vermelden - ausgetaggt ist die Stadt aber so von ihren Bürgern bzw. Fans. Was es mit "reichlich" auf sich hat, ist schwer abzuschätzen, denn laut Klischee und Auskunft der jungen Menschen im "Huettenstadt"-Film handelt es sich um eine der ärmsten (wenn nicht gar die Ärmste!) Städte Deutschlands. Also: "reichlich Schulden"? "reichlich Probleme"? "Reichlich Geschichte" wird's wohl dank der kurzen und über weite Strecken ziemlich eindimensionalen Vergangenheit nicht sein, aber womöglich "reichlich was aufm Teller". Damit bekäme man die Brücke zum "Essen" und zum "Sitzen". Die Variante ist denkbar und auch denkbar leicht mit "Erholung" und "draußen" in Verbindung zu bringen. Der (Feier)"Abend" und mit ihm das FeierAbendbier treten dazu, nur verwundert es, dass man am "Abend" in der Stadt so wenig Leute "draußen" trifft, die sich "erholen". Wenn, ist aber das "Bier" meist dabei. Und vielleicht schaut man auch an den falschen Plätzen und müsste z.B. mal einen Blick ins "Solarium" - was allerdings an sich "innen" ist - werfen. Davon gibt es auch "reichlich" und das "Fleisch" wird in dieser Art von Grill auch schön "deftig". Erfahrene Solariumgänger wissen vom "Bonus" zu berichten, der aber entgegen seinem Wortsinn im Zeitalter des Melanom durchaus etwas malignes nach sich ziehen kann. "Bürgerlich" sind schwarze Flecken nicht gerade und eigentlich auch beim "Sitzen" nicht immer "gemütlich", aber die "Show" muss weitergehen und vielleicht entspricht es der "Fashion", seine Haut in der Farbe von Kaluha Rum & Cola (Stichworte: "Sitzen", "Trinken", "Cocktail") "draußen" zu Markte oder auch zum "TANZ" zu tragen, wobei "Krokodil" ein bisschen darauf verweist, wie sich diese dann anfühlen dürfte: panzerechsenschuppig.

Damit man nicht ganz überhitzt, z.B. beim "TANZ" am "Abend", idealweiser mit "reichlich" "Essen" und "trinken" vom "Partyservice", gern auch im "Verein", muss man manchmal "Chillen". Einem "Krokodil" tut allzu starkes "Chillen" naturgemäß nicht so gut und deswegen zieht es diese Tiere hinauf zur Sonne, also "up"... gut, das letzte ist jetzt ein bisschen konstruiert, aber dass Allendes Unidad Popular in Eisenhüttenstadt trotz langjähriger Solidarität mit Chile noch populär genug ist, um in dieser Liste aufzutauchen, erschiene mir doch etwas weit hergeholt. Vielmehr halten wir es als Eisenhüttenstädter, Klischeeostdeutsche und Yazz-Fans mit dem wunderbaren Gassenhauer aus dem Sommer 1988: "The only way is up" Solches denkt man immer und wird doch mit schöner Regelmäßigkeit eines Besseren, d.h. in diesem Fall Schlechteren belehrt. Kein Wunder, dass die Brüder, die die Freiheit schon haben, nun auch zur Sonne wollen und wenn es die künstliche des Solariums ist. Dieses Verhalten ist dann schon wieder "bürgerlich". Ansonsten ist Eisenhüttenstadt dank damals, wir erinnern uns gern, intensivem bürgermeisterlichen Engagements in der Stadtverordnetenversammlung, sehr burgerlich (Stichworte: "Essen", "reichlich", "Fleisch", "deftig") als wär' der Zweitname der Stadt Doppel-Whoppertal.

So bietet solch eine auf den ersten Blick höchst unverbindlich anmutende Tagcloud auf den zweiten einen erschreckend klaren Einblick in die lokale "Alltagskultur" und erweist sich für uns Minimalhermeneutiker des technischen Zeitalters vor allem als eines: als ein herzhaftes EH"STil"Leben.

P.S. Da wir es mit einem Web 2.0-Angebot zu tun haben, welches sehr auf Partizipation beruht, kann es durchaus sein, dass sich die Cloud demnächst verändert. Wie so oft, haben es hier die Eisenhüttenstädter selbst in der Hand (bzw. Tastatur), die bestehende Lage zu verändern. Bislang betätigt sich, soweit ich sehe, irgendein Konsorte - wenn auch sehr engagiert -als Wolkenmacher. Lasst ihn nicht allein!


Tags für diesen Artikel: , folksonomy, qype, tagcloud, trivialhermeneutik, unsinn, web 2.0
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