National-Zeitung: Es heißt oft, dass ausländerfeindliche Taten eher verübt werden, wo konkrete Erfahrungen mit Ausländern fehlen und die Ausländerzahl gering ist.
Ruppert: Für Eisenhüttenstadt kann ich das nicht bestätigen. Hier hat meines Erachtens die im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße hohe Asylbewerberzahl und das Verhalten vieler Asylbewerber eine wesentliche Rolle für ausländerfeindliche Straftaten gespielt. Erst vor diesem Hintergrund kam es dazu, dass bisher unauffällige, aber aufgehetzte Jugendliche glaubten, sie hätten die Bevölkerung auf ihrer Seite, wenn „endlich einmal einer was tut“. Was sie taten, war scheußlich.
Selten hat es ein Vertreter der Justiz nach einem Neuanfang in hohem Berufsalter zu derart viel Ruhm - und wenn das Sprichwort "Viel Feind, viel Ehr" stimmt - Ehre gebracht, wie es dem ehemaligen Eisenhüttenstädter Amtsrichter Werner Ruppert zumindest im lokalen Rahmen zuteil wurde. Er hat gern und oft polarisiert und griff auch mal in die Kiste eines wenig kaschierten (auch "billigen") Populismus. Dass er jüngst der nicht nur in Hinblick auf die journalistische Qualität eher berüchtigten als berühmten National-Zeitung ein Interview zum Fall Ermyas M. gab, bringt ihn diesbezüglich wieder einmal in den Fokus einer etwas erweiterten Aufmerksamkeit. Wir retten dieses Unikum neuester Eisenhüttenstädter Geschichte mittels Link natürlich gern mit vor dem Vergessen werden - wer das Kurzgespräch lesen mag, findet es hier: "Hysterie, Diffamierung der Bevölkerung und unerträgliche Pauschalurteile"
Interessant ist in Ergänzung folgende Beschreibung eines Teils der jugendlichen Stadtbevölkerung:
Ich hatte das Gefühl: An die Leute komme ich nicht ran. Intelligent waren sie zweifellos nicht. Mit einer politischen Einstellung hatte das auch nichts zu tun. Was ich vermisste, waren Seele, Werte, Gefühl. Diesen Typus habe ich in Eisenhüttenstadt erstmals aus der Nähe gesehen, wenngleich es den mit Sicherheit auch woanders gibt.