Mit der Aktion will real,-Geschäftsleiter Thomas Reißmann auch unter Beweis stellen, dass sich der Markt mit seinen TiP-Produkten vor ausgesprochenen Billigdiscountern in der Stadt qualitativ und preislich nicht verstecken muss.
Diese so wichtige frohe Botschaft vermeldet ndt heute im Oder-Spree-Journal der Märkischen Oderzeitung, das damit auch wieder einmal demonstriert, wie es um die Verfasstheit der Eisenhüttenstadt steht. "Toll im Preis" und "Gut und Billig" sind die Leitsterne, an denen sich das berichtenswerte Alltagsleben ausrichtet, möchte man meinen. Daran, dass das Blatt damit - d.h. besonders mit der oben genannten Aussage, die zum Glück dem Geschäftsleiter in den Mund gelegt und nicht als redaktionelle Meinung gekennzeichnet ist - ein bisschen in der Dunkelgrauzone zur Werbung herumtollt, muss man vermutlich einfach als lokalpressetypisches Ereignis hinnehmen und nicht so ein Gewese machen, wie dieses hier.
Dabei wären Leben und Wahrnehmen der jungen Azubis durchaus Stoff für eine schöne Reportage zur Situation junger Menschen in Ostdeutschland. Die schreibt man aber nicht, sondern zählt auf, dass "etwa 30 Prozent der insgesamt etwa 1700 TiP-Produkte" "vor den Kassen des Supermarktes" "auf einer extra eingerichteten 500 Quadratmeter großen Verkaufsfläche" präsentiert und verkauft werden. Das macht "viel Spaß" zumal der "Chefkoch des Café und Restaurants "C' est la vie", René Bührig" zeigt, "was man aus TiP-Produkten so alles zaubern kann." Prima. Toll. Hervorragend. Und besonders freut uns der Hinweis "Wir haben eine Discountgarantie. Das heißt, dass es 1700 Produkte nirgendwo billiger in dieser Stadt gibt als bei uns." Dafür lieben wir die Märkische Oderzeitung, die mit solchen Berichten auch irgendwie den Geruch von Discounter ausstrahlt. Wer den ganzen Beitrag lesen möchte: Azubis vermarkten TiP-Produkte.
Weitaus empfehlenswerter ist allerdings der Artikel von Andreas Wendt, der berichtet, dass das Fürstenberger Hafenrestaurant "Bollwerk 4" im aktuellen "Gault Millau" 12 Sterne (bzw. Kochmützen) bekommen hat. Auf der Website des Restaurantführers ließ sich das Lokal leider nicht entdecken, dafür aber z.B. die Landgrafenstube in der hübschen Uhrenstadt Ruhla. Wir hier in Berlin schauen dagegen um die Ecke lieber bei Luca und Irina Ferrari in der Reinhardtstraße durchs Schaufenster. Wenn wir allerdings in Eisenhüttenstadt weilen, bleibt in der Tat fast nichts anderes als das Bollwerk. Insofern liegen wir mit dem "Gault Millau" auf einer Linie. Mehr zur gastronomischen Elite Eisenhüttenstadts gibt es in der MOZ unter der leider auch nicht so ganz treffenden Überschrift: Feinschmecker testeten den Osten.
Gäbe es nur Artikel, wie den zum TiP-Festival im örtlichen Konsumtempelchen, müsste man fast die eingangs angeführte Aussage so formulieren, dass sich die Märkische Oderzeitung qualitativ vor den Gratisblättchen in der Stadt zwar preislich aber nicht qualitativ nicht verstecken muss. Man kann nur hoffen, dass man sich im Redaktionsbüro in der Lindenallee mal den Oderland-Spiegel vorhält und den eigenen Blickpunkt prüft. Auch eine Lokalpresse ist gewisserweise Teil der "vierten Gewalt" im Lande, d.h. für die Bildung der öffentlichen Meinung verantwortlich. Die Leute so penetrant auf Konsumdumpfsinn abzustumpfen ist eindeutig eine Missachtung dieser Verantwortung. Und ich möchte lieber nicht glauben, dass die Eisenhüttenstädter derart eingeschränkt denken, dass ihnen diese Art von Berichterstattung wirklich das Herz erwärmt. Obwohl man manchmal, wenn man doch mal durchs City Center läuft, um sich eine Tageszeitung zu kaufen, mitunter diesem Eindruck nicht zu entfliehen vermag.
Nach dem heutigen Zweigänge-Pressemenü bei dem "Qualität und Frische der verwendeten Inhalte" beim ersten Gang auf eine schlappe 5 von 20 Pressekochmützen, beim zweiten immerhin auf eine 12 kommen, die "Harmonie der Gerichte und Menüfolgen" im Gesamtbild mit einer 8 eingeschätzt werden, Kreaktivität und Professionalität der Zubereitung wegen des Totalausfalls des ersten Gangs nicht besser als mit einer 4 davonkommen können, die Garzeiten ebenfalls aufgrund der gar zu kurzen geistigen Abhängzeit von Beitrag Eins sich in der Gesamtheit auf eine 9 gestuft finden und die "Präsentation der Gerichte" wegen der öden Webgestaltung der MOZ - für die die Lokalredaktion aber nichts kann - auch nur eine 7 erhalten, also kurzum einer eher mäßig delikaten Angelegenheit, gibt es zur allgemeinen Verschönerung des Abends ein köstliches Bild aus dem Eisenhüttenstadt-Flickr-Pool.
Dieser ist nun bei 399 Bildern angekommen. Das hier gezeigte ist eines der interessantesten aus dieser Auswahl und hätte den Nachtbilderwettbewerb bestimmt gewonnen. Fotograf x** schickte es jedoch nicht ins Rennen und so gewann ein anderes aus seiner Sammlung, zu welchem er leider noch immer keinen Beschreibungstext lieferte. Da unsere Fotoauswahlseite jedoch aktuell nur bedingt funktioniert (und das Wiki leider auch noch nicht wieder), ist das Versäumnis noch nicht ganz so tragisch. Die Ultras unter den Anhängern von X*/X**/X*** werden aber langsam unruhig...
Metallkunst im öffentlichen Raum Eisenhüttenstadts, hier mal aus der Vogel- (bzw. Bibliotheks-)perspektive erfasst.