"Wenn er größer ist, keine Arbeit hat und möchte gern ein Bier trinken, na gut, dann zieht er eben dem anderen die Jacke aus und guckt die durch. Und wenn der ihm eben keine Zigarette gibt, dann kriegt er eine gefeuert."Zigarette und gefeuert: diese Formulierung eines Interviewpartners hat uns beim ersten Ansehen des Films "Huettenstadt" sehr amüsiert, allerdings schon mit dem bitteren Wissen im Hinterkopf, dass eine solche Form von Gewalt in Eisenhüttenstadt ausgesprochene Tradition besitzt und nicht selten mit lebensgefährlichen Verletzungen endet. War der Ort was diesbezügliche Rabaukerei angeht schon zu DDR-Zeiten kein Kind von Traurigkeit und erlebte er in den frühen neunziger Jahren mit einer Reihe von erschütternd banal motivierten Totschlag- und schweren Köperverletzungsdelikten sowie am 01. August 1996 mit der tödlichen "Spontantat" (wie es in der Gerichtssprache hieß) von vier jungen Burschen und zwei ihrer Freundinnen an Andreas G. seine traurigen Höhepunkte, schien es - vielleicht auch aufgrund des demographischen Wandels (shrinking und wrinkling) - in der Stahlstadt kurzzeitig etwas stiller und friedlicher zu werden. Nun lebte die Tradition mehr oder weniger überraschend im ganz klassischen Stil wieder auf, wie dpa meldet:
Eisenhüttenstadt. Ein 30-jähriger Mann ist in Eisenhüttenstadt von Jugendlichen angegriffen und durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt worden. Fünf Tatverdächtige wurden
festgenommen. Nach bisherigen Erkenntnissen hatten die Jugendlichen ihr Opfer am Neujahrstag wegen Zigaretten angesprochen. Dann sollen sie den Mann angegriffen und auf ihn eingestochen haben. (dpa)