Und es gibt, einmal abgesehen vom Stadtfest, nur wenige Anlässe, an denen sich die sonst oft menschenarme Lindenallee heute noch so wunderbar mit Menschen füllt. Dies ist umso höher zu schätzen, da es am 24.Dezember gemeinhin immer noch ganz anders durch die Magistrale wettert ("plus fünf Grad und Dunkelheit sind sicher nicht ideal, um jemanden vor die Tür zu locken"), als bei der üblichen sommerlich-sorgenfreien August-Verlustigung, die am Ende die Eisenhüttenstädter in einer Vollzähligkeit am Friedrich-Wolf-Theater vorbeiflanieren lässt, welche selbst in längst vergangenen Zeiten nur durch die Mai-Demonstration erreicht wurde.
Von diesem Publikumszuspruch sind die Turmbläser natürlich weit entfernt, aber 400 Zuhörer kamen wohl zusammen, wie "jp" im Oder-Spree-Journal der Märkischen Oderzeitung berichtet.
Und die, so die Überschrift des Artikels "sparten nicht mit Beifall". Und vergaßen, so Helga Boehm, ihren Kummer und ihre Sorgen und zogen fröhlicher Stimmung davon in die mollig warmen Weihnachtsstuben:
"Keine Klagen bezüglich Arbeitslosigkeit oder Krankheit seien zu hören gewesen. Es habe Fröhlichkeit auf Eisenhüttenstadts Straßen geherrscht, die Menschen hätten Optimismus versprüht."
Der Weihnachtsgeist versöhnt anscheinend nach wie vor und zeigt, dass auch in der nach Plan als Stadt und Jugend ohne Gott konzipierten Gemeinschaft, ein Bedürfnis nach religiösen Sammelpunkten geblieben ist, welches bedient werden will.
Man wünschte sich, der daraus resultierende Optimismus hielte sich so hartnäckig, wie es die Turmblastradition tut, die ja eigentlich nur
mangels Kirchturm in der Stadt vom Punkthochhaus heruntertönt. Und man wünschte nebenbei dem Bürgermeister Rainer Werner einen besseren PR-Berater:
"Bürgermeister Rainer Werner spendierte eine Flasche Wilthener Goldkrone und Glühwein"...
Manchmal wäre es möglicherweise besser, nicht unbedingt überall um jeden Preis in der Presse zu erscheinen.
Alle weiteren Informationen hat die Märkische Oderzeitung: Gäste sparten nicht mit Beifall.
Ein Schirm für die Menschen: Bürger hört die Trompeten - hier hinter dichten Weihnachtstannenwipfeln.