Am Dienstag wurde der Polizei eine Schmiererei an einem öffentlichen Gebäude in der Karl-Marx-Straße, Eisenhüttenstadt, gemeldet. Unbekannte "Künstler" hatten offensichtlich in den zurückliegenden Tagen eine undefinierbare Schmiererei auf der dortigen Hausfassade angebracht. Der Sachschaden ließ sich bei der Anzeigenaufnahme noch nicht einschätzen.
Das meldet uns heute der Polizeiticker. Ob die Schmiererei tatsächlich undefinierbar ist oder schlicht nur eine szenespezifische Literalität voraussetzt, werden wir demnächst überprüfen. Insgesamt fällt aber auf, dass das Aufkommen an Verunzierungen an Gebäuden in der Stadt (d.h. an den wenigen, die noch übrig sind) in letzter Zeit wieder zunimmt, auch wenn die Intensität (und leider auch Kreativität und Qualität) der "WA"-Epoche oder gar der RGS-Welle bislang noch nicht wieder erreicht wurden.
Dabei ist es sehr schade, dass die durchaus interessante Street-Art- und Mural-Bewegung immer wieder durch eine brachiale "Bomb das System"-Attitüde junger Menschen mit recht unklaren Vorstellungen vom Potential der Mittel des "Graffiti" in Mitleidenschaft gezogen wird und die in der Regel zu Pauschalisierungen neigende Laienöffentlichkeit in Gestalt des einfachen und guten Stadtbürgers alles was im Stadtbild als "ungefragt selbstgemalt" anmutet zu einem kriminellen Akt höchster Bedrohlichkeit stilisiert. So leidet unter dem relativen geistfreien Dose-Farbe-Wand-Aktionismus weniger unsteter Gesellen letztlich auch die Szene selbst.
Ändern kann man hier, so bitter es ist, wenig und auch all das Präventionsgerede hilft leider nicht. Die Einrichtung legaler Wände wie am ehemaligen Fleischkombinat sowie unter der Brücke bei der ehemaligen Skateboardanlage im quasi-ehemaligen VII. Wohnkomplex (was in der Stadt ist eigentlich nicht "ehemalig"?) nützt selbstverständlich keinen Deut, so genanntes illegales Graffiti einzudämmen, aber - und das soll auch betont werden - es stellt immerhin eine Option für diejenigen dar, die gern in Ruhe und ohne Strafandrohung wandmalen möchten. Gerade in einer Leerstandskapitale wie Eisenhüttenstadt würde es sich vielleicht dann anbieten, passende Wandbereiche freizugeben, nicht zuletzt mit der leisen Hoffnung, dass man die Entwicklung einer kleinen Alternativ-Graffiti-Szene fördert, die letztlich u.U. doch als Regulativ auf die Hard Knocks zurückwirken kann.