Jetzt – erst jetzt – haben wir die Tendenz. Denn es brauchte tatsächlich ein paar mehr Eindrücke, damit sich das kaleidoskopische Prinzip der Deutschlanderschließung heraus entwickeln konnte, dass dann, wenn man die Berichte, Bilder, Videos in der Gesamtheit betrachtet, durchaus etwas Repräsentatives gewinnt. So wächst eine schöne Querschnittserhebung zur Stimmungslage der Bundesrepublik im Sommer 2009 zusammen, die am Ende vielleicht sogar eine andere Publikationsform verdient, als das zweifellos hochinteressante Tagebuch unter www.wahlfahrt09.de.
Mittlerweile findet sich auf der Seite noch ein originaltönender Nachtrag von der Jubiläumsmontagsdemonstration. Die Wahlfahrer selbst fahren allerdings momentan irgendwo nahe der Bodenseemetropole Konstanz herum, also in einer Region, die vielen ehemaligen Eisenhüttenstädtern nicht nur bekannt, sondern auch neuer Lebensort wurde. Ansonsten entspricht das Hochrheinische in etwa dem Gegenpol zur ostdeutschen Provinz und gehört wohl zu den Ecken des Landes, von denen der Hoyerswerda-Forscher Felix Ringel in der aktuellen Ausgabe des gedruckten SPD-Think Tanks perspektive21 schreibt:
„Fast möchte man zynisch behaupten, dass für das bisschen Solidarzuschlag die fast 2 Millionen Menschen, die nun fernab der ostdeutschen Heimat die Ballungszentren West mit Arbeitskraft, neuen Ideen und hierzulande ausbleibendem Nachwuchs stärken, recht billig erkauft sind.“
Man könnte die Rechnung sicher auch anders schreiben. Und dass der diesjährige Stadtfest-Peugeot nach Rottenburg am Neckar fährt , ist aufgrund des Einzelfallcharakters auch nur bedingt Beleg für die sehr interessante These, die sich aktuell in der ZEIT über die Raumentwicklung in Ostdeutschland liest:
„Wenn man den Ort schneller verlassen kann, erhöht sich die Bereitschaft eine Arbeit im Süden oder Westen oder im Ausland anzunehmen; doch aus jungen Pendlern werden schnell wieder Sesshafte, aber eben nicht mehr im Osten.“ Dazu gibt es ein schönes Foto aus einem aufgegebenen Eisenhüttenstädter Autoverkauf.
Der Infrastrukturauf- und –ausbau Ost asphaltiert demnach mehr die Pisten für den Exodus, denn dass er die erhofften Investition anzieht.
An Felix Ringels Beitrag mit dem schönen Titel „Willkommen in Hoytopia“ ist allerdings weniger die Feststellung, der einzigartigen Schrumpfung, die nicht nur, aber besonders die Schwerindustrie-orientierten Planstädte der DDR durchgängig erfasst hat (vgl. dazu auch die Wahlfahrt-Eindrücke aus Halle) spannend. Interessanter sind seine Überlegungen zu möglichen Perspektiven für diese Räume im Hier und - Entschuldigung - Hoyte.
Es ist klar, dass der unmittelbare Postsozialismus genauso wenig mit dem bundesrepublikanischen Marktwirtschaftsmodell zu tun hat, wie die aktuelle Förderwirtschaftsordnung. Es mag Regionen in den fünf östlichen Ländern geben, die aus sich heraus lebensfähig sind. Die Lausitz und Ostbrandenburg zählen aber eher nicht dazu, sondern überleben auf ihrem aktuellen Standard, dank üppiger Bezuschussung. Die Investition in die Papierfabrik am Eisenhüttenstädter Ufer des Oder-Spree-Kanals ist genau genommen keine privatwirtschaftliche, sondern eine staatliche Investition, von der natürlich der privatwirtschaftliche Betreiber ganz gut und die Stadt hoffentlich auch ein bisschen profitiert.
Sie enthält bei genauerer Betrachtung der Situation visuelle Anspielungen auf die wichtigen Elemente des benannten Zustands: das sozialistische Mosaik (auf den Syntax des einzelnen Steinchens reduziert und der Semantik enthoben), ein pseudo-nationales Signet in unfertiger Ausführung, ein mit Fördermitteln gestalteter, wenig genutzter Freiraum, dahinter eine weitgehend leere Einkaufspassage, in die kein Händler bis auf den vietnamesischen Allround-Discount-Markt ziehen mag, hinter dieser wiederum ein Abrissblock und dazwischen Menschen, die Einkaufsbeutel tragen oder einen Hund baden. Und das alles im einen natürlichen Aufbruch signalisierenden Frühlingslicht. Eisenhüttenstadt, Ostdeutschland 2009 also.
Insgesamt muss man Felix Ringel sicher zustimmen, wenn er schreibt, „dass die Marktspielregeln nur wenig und meist zugunsten ortsfremder Kapitalgeber funktionieren.“
Selbst wenn sich einige Vertreter des ersprießlichen Handwerkerwohlstands der frühen 1990er Jahre in eine gediegene mittelständische Existenz gerettet haben sollten, bleibt die ostdeutsche Gesellschaft nach wie vor im Vergleich zur Westdeutschen ganz anders strukturiert: Die sozio-ökonomische Nivellierung der DDR-Gesellschaft, die die Wohlstandsspitzen mächtig zurückschnitt und auch dem Lumpenproletariat die Lumpen durch pflegeleichte Polyamid-Textilien ersetzte, hallt nicht nur zwischen den verlassenen Plattenbauschluchten nach. Der Aufbau einer zureichenden Rücklage, die nicht nur die Teilhabe an einer Warenwelt, sondern auch Investition in das eigene Gemeinwesen ermöglicht, ist in den letzten 20 Jahren nur wenigen gelungen. Und die es könnten, waren lange damit beschäftigt, sich erst einmal mit der fremden Kultur und ihren Sitten und Gebräuchen zu arrangieren.
Das Bewusstsein für eine ostdeutsche Identität entsprang und entspringt dagegen in der Regel anderen Schichten, die mit Salem eher Stephen King als ein Bildungsideal assoziieren und sich auch weniger mit den Lebensgeschichten der Wittelsbacher als der der Witt auskennen. Man sollte die kulturelle Kluft, die sich in gängigen sozialen Codes, im Habitus und auch in akzeptierten Lebensperspektiven nicht unterschätzen. Gerade in der ostdeutschen Lebenswirklichkeit scheint die Angleichung weiter entfernt denn je: Nicht mehr die DDR-Kultur ist vorrangiger Fixpunkt, sondern eine – mitunter etwas sehr deformierte – Hybride aus von vorrangig westdeutschen Medien vermittelten Leitbildern, einer nachschwingenden Prägung durch die Sozkultur geprägten Nachhall und einem eigenartig gemischten Lebensumfeld, in dem vor erst wenigern Jahren aufwendig sanierte Turnhallen verfallen, weil die Schulen, zu denen sie gehören, aus Schülermangel geschlossen und mitunter bereits abgetragen sind.
Die Schulhofgestaltung des Fürstenberger Gymnasiums in Eisenhüttenstadt wäre der perfekte Skateboardpark mit frischen, glatten Oberflächen aus diesem Jahrtausend, über die sich mittlerweile schon wieder zentimeterdick das Moos erstreckt. Es ist eine Welt, in der die Idee des Privateigentums genauso wie die der Öffentlichkeit häufig nur in einer Vulgärform bekannt ist.
Was fehlt, sind Stimmen, die diese soziokulturelle Gemengelage nicht vorrangig als Markt interpretieren. Man sollte ihre Repräsentation auch nicht unbedingt einem Medium aus dem Hause Hubert Burda überlassen.
Daher ist der dokumentarisch gerichtete Ansatz der 09ner Wahlfahrer sehr begrüßenswert. Auch Felix Ringels kleiner Text führt in diese Richtung, bleibt aber, da er in perspektive21 erscheint, eher Teil des Metadiskurses der ostdeutschen Deutungseliten. Sympathisch ist der positive Ansatz allemal, selbst dann, wenn er noch einmal die wohlbekannte städtebauliche Qualität Hoyerswerdas herausstreicht. Er hat ja auch Recht: Was die DDR-Moderne angeht, ist Hoyerswerda fast noch interessanter als Eisenhüttenstadt, wo eher die Früh- und Übergangsphase, also die Brüche in der DDR-Stadtplanungsgeschichte eine Architekturreise rechtfertigen. „Ironischerweise wurde das Zentrum der zweiten sozialistischen Planstadt der DDR […] aufgrund von ökonomischen Zwängen, politischen Streitereien und materiellen Missständen nie fertig gestellt.“ - auch das ist ein typisch ostdeutsches Phänomen: Im Herzen alle Planung blieb eine Leerstelle. Man könnte ergänzen: Der Rückbau ergänzt das Freiraumangebot und führt so eine Traditionslinie weiter.
Dass es manchen Planstadtgesellschaften selten bis nicht gelingt, diese Räume sinnvoll zu nutzen, unterstreicht noch einmal die Vermutung, dass ein produktives Gefühl von Öffentlichkeit nicht gegeben ist. Andernorts – so in Halle-Glaucha – bemüht man sich. Vielleicht ist die Anwesenheit von jungen, kreativen Menschen, die noch nicht so haarscharf auf zweckrationales Handeln und Konfliktvermeidung ausgerichtet agieren, einer der Faktoren, die in der Praxis über die Ausprägung der stadtgesellschaftlichen Entwicklung stärker bestimmen, als die in Sachzwängen und eher schmalen Handlungsrahmen eingebundenen professionellen Stadtentwickler.
Zurück zu Felix Ringel und seinem Hoyerswerda: Er interpretiert den Schrumpfungsprozess als Umschwung der Moderne in ihr Gegenteil, was auch immer das sei. Eine postmoderne Lebensstruktur, die z.B. ich eher herauf ziehen sehe, entspräche mehr einer Dekonstruktion der Moderne, also einem Ausstieg aus den Ordnungsvorstellungen der Moderne. Da geht es weniger um die Frage, ob „man in Hoyerswerda in Zukunft noch [wird] küssen können?“ , sondern viel dramatischer darum, ob und wie man für die Transferregionen einen Lebensstandard erhält bzw. neue Standards zu entwickeln versucht, die sich maßgeblich von denen in Rottenburg, Heppenheim oder Esens unterscheiden müssen. Ich glaube – im Gegensatz zu Felix Ringel – nicht, dass die Entwicklung in Ostdeutschland ein Muster „bald Alltag des gesamten europäischen Kontinents werden“ wird. Hier konstruiert man sich eine Vorreiterrolle, die suggerieren soll, dass man doch irgendwo den Anschluss hält, und wenn es durch die Rolle der Avantgarde des Shrinking und Wrinklings der Städte ist.
Viel Avantgardistisches ist jedenfalls in Eisenhüttenstadt bisher nicht zu entdecken und auch aus Hoyerswerda hört man diesbezüglich wenig. Dafür agiert man deutlich zu zurückhaltend, profitiert besonders im Rahmen des Stadtumbau Programms viel zu gut von Transferleistungen und Förderprogrammen. Und – das ist sicher das Entscheidende – dazu möchte das Gros der Menschen in ihrem Leben doch ui sehr einer Ruhe und Normalität folgen, die von der westdeutschen Mittelstandsgesellschaft herüber leuchtet. Alles schön im Rahmen und an Morgen denken. Die Menschen von Hoyerswerda und anderswo wollen nicht Avantgarde sein, sondern unauffälliger Durchschnitt – was übrigens sowohl in der DDR wie in der alten Bundesrepublik das Generalrezept für einen reibungsarmen Lebenslauf galt. Der Nagel, der heraussteht, wird eingeschlagen, lautet ein nicht verkehrtes Sprichwort. Die bundesrepublikanische Gesellschaft bot selbstverständlich mehr Freizügigkeit in der Entwicklung. Dennoch galt und gilt weithin abweichendes Verhalten nur dann als akzeptabler Lebensentwurf, wenn es sich irgendwann rechnete, also zur Einkommensquelle wurde. Wer Geld damit verdient, ist auch als Mario Barth oder Cindy aus Marzahn anerkanntes, sogar prominentes und bewundertes Mitglied der Gesellschaft. Wer zu seinem privat Vergnügen im Stile eines Helge Schneiders im Stadtpark troubadiert, wird früher oder später vom Ordnungsamt vertrieben und erarbeitet sich bestenfalls eine Bekanntheit als irrer, bunter Hund.
Hoyerswerda verfährt zugegeben mit Projekten wie Die 3.Stadt oder der Malplatte in der Tat deutlich offensiver mit den Themen Rückbau und der Schrumpfung Eisenhüttenstadt, wo die Wohnungsbaugesellschaften fast autoritär, jedenfalls nahezu bar jeder reflektierenden Begleitung ihre Abriss- Sanierungsprogramme möglichst leise herunter spulen. Aber die Bevölkerung Hoyerswerdas als „Avantgarde im eigentlichen Sinne des Wortes“ zu bejubeln, nur weil es sie in puncto Schrumpfung besonders mächtig beutelt, lässt sich irgendwie auch schnell als Zynismus auslegen. Und – bei allem Respekt vor dem individuellen Ansatz – einen, der sich für das Bürgergeld starkmacht, findet man mittlerweile auch in jeder Stadt.
Abgesehen davon ist die Fragestellung „Wie gestalten Menschen Leben und Gemeinwesen, wenn sie nicht mehr Teil des Systems der Lohnarbeit sind?“ unzweifelhaft die, an der sich Politik in Ostdeutschland orientieren muss. Die „Politikfreie Zone an der Eisenhütte“ – das ist wirklich eine garstige Überschrift – erklärt sich vielleicht auch daraus, dass die Diskrepanz zwischen den über die medial vermittelte Politik ausgerufenen Leitbildern einer Leistungsgesellschaft, und den konkreten Möglichkeiten Leistung zu erbringen, zu groß ist, um überhaupt noch einen Bezug zwischen den Erklärungen und dem eigenen Leben herstellen zu können. Auch hier gibt es Parallelen mit der späten DDR. Die in der DDR sozialisierten Generationen weisen dabei sogar oft ein außerordentlich ausgeprägtes Arbeitsethos auf – je älter desto größer. Daraus erklärt sich auch die Verbitterung weiter Kreise, die nach 1990 einsetzte, als sie erfuhren, dass ihre Arbeitskraft keinen Wert hat und das, worin sie sie bisher eingebracht haben, schon gar nicht. Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
Die (in Ostdeutschland) verbliebenen Nachwendegenerationen haben dagegen zur Arbeitswelt zu großen Teilen eine deutliche Distanz. Sie kennen Jobs, keine Berufe, denn Berufe gibt es nicht mehr, wohl aber ab und an auszufüllende, nicht selten prekäre, Beschäftigungsverhältnisse, die notwendig sind, um eine Teilhabe an der Konsumgesellschaft auf minimalem Niveau zu gewährleisten. Mit dem in der selben Ausgabe der perspektive21 ausdrücklich begrüßten Deutschlandplan eines Frank-Walter Steinmeiers, der von vier Millionen neuen Arbeitsplätzen (binnen 12 Jahren) träumt, können sie wenig anfangen. Ihre Träume sind andere. Gut, die 6000 neuen Arbeitsplätze, die der Steinmeier-Exeget Günter Baaske für Brandenburg dank den erneuerbaren Energien entstehen sieht, werden sich füllen lassen. Und kompensieren vielleicht die üblichen Freisetzung an anderen Stellen ein wenig. Das Kernproblem wird aber nicht berührt.
Ökonomisch notwendig sind viele der in Ostdeutschland anzutreffenden, staatlich alimentierten Beschäftigungsformen nicht. Oftmals dürften die künstlich konstruierten Arbeitsbeschäftigungsplätze tatsächlich in der Summe teurer sein, als eine bedingungslose Auszahlung der Bezüge. Es spricht also wenig dagegen, das von Felix Ringel im Anschluss an Wolfgang Engler und einem namentlich ungenannten „Ideengeber aus Hoyerswerda“ entworfene EU-Projekt „bedingungslose Grundsicherung“ in einer dieser aufgegebenen ostdeutschen Städte auszuprobieren. Der Anthropologe aus Cambridge hat dabei natürlich die wissenschaftliche Feldstudie vor Augen:
„Wie organisieren diese Experimentalgesellschafter ihr Zusammenleben? Was probieren sie in den Bereich[en] Architektur und Städtebau, Soziales und Kultur, Bildung und Wissenschaft, Infrastruktur und gesundheitliche Versorgung, Pflege und Gemeinsinn, Wirtschaft und Politik aus? Wie ändert sich ihr eigenes Selbstverständnis? Welche neue Spezies Bürger reift in einem solchen Umfeld heran?“
Die Option der „Menschenversuche“ (die Überschrift ist ebenfalls etwas unglücklich, der schrecklich spontanen Mündlichkeit sei dank!) liegt offensichtlich wieder auf dem Tisch. Wenn man mit der Konserve der Pandora jongliert, sollte man aber möglichst eine wieder zu deckelnde zur Hand nehmen. Irgendwann gab es nämlich in Hoyerswerda (und anderswo) eine Form von spontaner Selbstorganisation, von der sich wohl niemand eine Neuauflage wünscht...
Bei aller Skepsis ist es offensichtlich, dass eine Eisenhüttenstadt nicht auf Dauer aus Erding finanziert werden kann. Das wollen weder die Eisenhüttenstädter noch die Erdinger. Es ist auch klar, dass ein Erdinger Modell in einer Eisenhüttenstadt nicht so gut geht, wie ein Erdinger Weißbier. Sprich: Dass man jemals eine sozio-ökonomische Formation erreichen wird, die analog zum westdeutschen Modell funktioniert. Man könnte nun – so ähnlich hat es Thomas Kralinski einmal in einer anderen Ausgabe von perspektive21 angedeutet – die Region entsiedeln, die letzten Eisenhüttenstädter also nach Erding exportieren und sie in den dortigen Arbeitsmarkt einzugliedern versuchen, während man an der Oder die Stadt zuschließt und der Natur überlässt. Auf dem Gelände des WK VII macht man damit aktuell ganz schöne Erfahrungen. Auch das wollen weder die Eisenhüttenstädter noch – schon gar nicht – die Erdinger. Es würde auch nicht gut gehen.
Eine typische ostdeutsche Politik müsste sich also um einen Mittelweg bemühen, der die Arbeits- und Leistungsgesellschaft nicht an die größte Glocke hängt, andere Werte in den Mittelpunkt rückt und sich – nun wird der Kreis ins Quadrat genommen – dabei eine Form der Finanzierung ausdenkt, die zwar keinen allgemeinen Luxus garantiert, aber doch ein Überleben auf einem Niveau, das den Raum und die Zeit für ein entspannt-aufgeklärtes, produktives Öffentlichsein lässt. Das gerade ein Publikationsorgan einer ehemaligen Arbeiterpartei einen Beitrag, der in diese Richtung tendiert, veröffentlicht, ist eine kleine ironische Fußnote, die sie mit der Deutschlandplan-Euphorie natürlich erst einmal wieder durchstreicht. Vielleicht könnte sich die SPD-Brandenburg dennoch demnächst als Vorreiter einer Politik für eine Gesellschaft mit dem Schwerpunkt jenseits der primär die Konsumkultur stützenden Erwerbsarbeit auch als Partei wieder für die Region interessant und wählbar machen. Möglicher Koalitionspartner wäre dann das Sprachrohr der postmateriellen Leitkultur: Die Piratenpartei. Die Zusammenführung der Digital Boheme mit dem abgefallenen Proletariat – das wäre die Herausforderung. Sie nennen es Arbeit. Meist ist es eine ohne Festanstellung und oft ohne richtigen Lohn. Hier wie dort.
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