Es sind keine guten Nachrichten, die uns heute erreichen:
Der Versuch, die von der Konzernspitze ArcelorMittal geforderte Stilllegung des großen Hochofens in Eisenhüttenstadt mit einem eigenen Konzept zu verhindern, ist nach Aussagen des Betriebsratsvorsitzenden Holger Wachsmann gescheitert. Die EKO-Geschäftsführung hatte den Vorschlag unterbreitet, den großen Hochofen auf niedrigstem Niveau weiter produzieren zu lassen, um später flexibler auf die anziehende Konjunktur reagieren zu können. In Luxemburg habe man das Konzept abgelehnt.
Wir selbst sind dagegen erst einmal wieder fernab der Region in der Welt unterwegs, registrierten aber immerhin, dass die Stadt Eisenhüttenstadt per Ausschreibung jemanden für die Stadtplanung und das Stadtmarketing sucht. Ambitioniert soll er sein, steht im Text und in der aktuellen Situation und in der Stadtlandschaft an sich eingeschrieben. Und da man bei der Entgeltgruppe 10 TVÖD der finanzielle Anreiz in sehr schmalen Grenzen bleibt, ist wohl zusätzlich eine mächtige Portion Idealismus mitzubringen. Die Ausschreibung gibt es hier als PDF.
Damit der wunderschöne Monat Mai bei uns im Weblog aber trotzdem nicht allzu fade wird, versuchen wir, regelmäßig ein paar Schmuckstücke aus dem virtuellen Fotoarchiv der Stadt hereinzuladen. Das schmucke Stück zum Sonntag kommt frisch aus dem Flickr-Pool zur Eisenhüttenstadt bzw. vom Meisterfotografen komplex* und sieht so aus:
Man kann Jule Neigels größten Hit auch als fatalistisches Liebeslied an eine brenzlige Wirtschaftskrise hören, die dieses Stück Land am Rande der Republik zu verheeren droht, weil z.B. die Konzernspitze in Luxemburg wohl das Wohl des Unternehmens aber nicht unbedingt das eines mittelbar von diesem abhängigen Städtchens im Auge hat.
Trotzdem gibt es für den rückwärtslaufenden Politkalauer "Stahlarbeiterland in Junckerhand" keine Basis, denn Jean-Claude hat einerseits bestenfalls über einige Ecken, die in so einem kleinen Land wie Luxemburg und bei einem dort hauptsitzlichen Unternehmen mit einem Jahresumsatz jenseits der 100 Milliarden $ naheliegend sind, irgendetwas mit ArcelorMittal zu tun und andererseits mit seinem kuriosen Schimpfduell mit Peer Steinbrück momentan umso mehr. Warum sollte Luxemburg an sich etwas gegen Eisenhüttenstadt haben? Es hat immerhin lange von einem hervorragend arbeitenden Werk profitiert.
Die Ursache für die Schatten an den hiesigen Wänden der industriellen Zukunft liegen woanders, nämlich in der einseitigen Abhängigkeit von einem Produktionszweig, der offensichtlich stark von Nachfrageschwankungen abhängig ist. Eisenhüttenstadt ist seit je der Industrie auf Gedeih und Verderb angeknüpft. Grob verkürzt könnte man sagen: Wenn China keinen Stahl mehr braucht, dann wird die Stadt verletzlich.
Immerhin bleibt der ansehnliche und einzigartige Innenstadtbereich auch ohne Stahlarbeiter eine Attraktion. Bei einer möglichen Umwandlung in eine Erlebnis- und Museumsstadt sollte man aber die überaus unschönen Briefkastenanlagen in dem oben abgebildeten Durchgang rückbauen. Ansonsten findet der/die neue Stadtplaner/in hier die Säulen, die die Arbeit in Eisenhüttenstadt tragen könnten.