Die Mieter müssen überzeugt werden, die Finanzierung muss gesichert sein und "die eklige Kaufhalle" - wie die EWG-Chefin die Ruine nennt - soll weg.
Die Eisenhüttenstädter Wohnungsbaugenossenschaft hat für ihr Vorzeigeobjekt mit dem etwas fantasiearmen Namen "Wohnpark" noch einige Hürden zu nehmen, die den Planstadterbauern der 1950er für das Vorzeigeprojekt mit dem Zwischenziel "erste sozialistische Stadt Deutschlands" nicht auf ihrem sandigen Wald und Wiesen-Feldweg am Oder-Spree-Kanal begegneten. Und auch als man in den 1970ern die Plattenbauten des WK VI bis an die Schleuse zog, stand die Finanzierung, Vormieter gab es nicht und eklige Ruinen schon gar nicht. Nun ist für diese Ecke Eisenhüttenstadts der größte Umbau seit 30 Jahren geplant, wie die Märkische Oderzeitung heute berichtet: Wohnpark als Vorzeigeobjekt.
Filmisch dokumentieren wird das Ganze in jedem Fall nicht mehr das DEFA-Studio für Dokumentarfilme, sondern im Zweifelsfall das OSF-TV. Dessen Einspielfilmchen erreichen leider nur höchst selten und wenn, dann meist ungewollt, ein künstlerisches Niveau, das über den Tag hinaus verweist. Inwieweit die da kommenden Aufnahmen als Zeitdokumente wertvoll sind, wird niemand anderes als eben unsere Freundin "Zeit" zeigen.
Ein Film, der den Status "wertvolles Zeitdokument" in jedem Fall schon erreicht hat, ist "Eisenhüttenstadt - Neue Stadt an der Oder", der einen seltenen westdeutschen (bzw. Westberliner) Blick aus dem Jahr 1967 auf das ambitionierte Städtebauprojekt darstellt. Oft bekommt man den Streifen nicht gerade zu Gesicht. Umso freudiger nehmen wir zur Kenntnis, dass das Berliner Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum am Berliner Kupfergraben morgen abend diesen Film auf die Leinwand bringt. Dazu gibt es als Vorfilm den in letzter Zeit etwas häufiger präsentierten Mosaik-Film "Bild aus 100.000 Steinen", wobei man das dazugehörige Bild auch 50 Jahre nachdem Lutz Köhlert die Womacka-Dokumentation fertigstellte jeden Werktag im Eisenhüttenstädter Rathaus bestaunen kann. Der Künstler selbst begab sich übrigens im Folgejahr ins schöne Kurbad Bad Elster, um für die dortige Marienquelle und die aus dieser trinkenden Kurgäste ein Buntglasfenster zu gestalten, das dem in der Stalinstädter Kindertagesstätte 2 in nichts nachsteht und daher ebenfalls sehr sehenswert das Licht bricht.
Das Zeughauskino lichtspielt stattdessen noch als Dreingabe Volker Koepps fünfminütige Reportage aus Ludwigsfelde ("Wir haben schon eine ganze Stadt gebaut") aus dem Jahr 1968 auf die Leinwand und ergänzt diese mit Marcel Neudecks "Wir haben eine ganze Stadt umgebaut" (2005) Das verspricht doch mal einen angenehmen Abend im Klappsessel! Mehr zum Programm findet man hier.
Ob Joost von Moor und Gisela Bienert, die 1967 im Auftrag der Westberliner Chronos-Film in der Stadt filmten, solch idyllische Einstellungen einfingen, wird man morgen im Zeughauskino prüfen können.
Aus diesem Blickwinkel werden sie allerdings nichts aufgenommen haben, entstand der als Aussichtsplattform dienende 11-Geschosser doch erst in den 1980er Jahren, wobei die Stelle, von der aus das obige Foto entstand, bereits vor Fertigstellung einen von Kinderhand gelegten Brandschaden erlitt. Dies merkt man ihr heute aber nicht mehr an.