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Ein Fakt, ein Ort - Zwei Dinge, die wir vergessen haben.

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Ein Fakt, ein Ort - Zwei Dinge, die wir vergessen haben.

Geschrieben von
Ben
in Stadtgeschichte
Sonntag, 6. Juli 2008
3 Kommentare

Zu den weitgehend vergessenen Fakten aus der Eisenhüttenstadtgeschichte gehört ganz sicher, dass es am Donnerstag, den 16. März des Jahres 1988 im Vor- und gleichzeitig Kartenverkaufsraum des Eisenhüttenstädter Friedrich-Wolf-Theater zu einem kleinem Gedränge kam. Der Anlass war so grandios, wie man sich nur vorstellen kann: Für Samstag den 18. stand nämlich der Film "Crocodile Dundee" mit Paul Hogan, dessen Drehbuch immerhin für den Oscar nominiert wurde, auf dem Kinoprogramm. Man kann sich in einer Zeit, in der Streaming Movie-Flatrates Filme aller Art und zu jeder Zeit und on demand auf den Bildschirm oder per Beamer im Kinoraum in den Kellergeschoßen der neuen Eigenheimsiedlungen auf die Leinwände donnern, gar nicht vorstellen, was für ein Ereignis zunächst die Ankündigung in der Fachpresse (Filmspiegel), dann das Warten auf einen Vorführtermin, der Vorverkauf und schließlich die Vorstellung selbst selbst eines Filmes wie Crocodile Dundee - Die BMX-Bande fuhr mit ähnlichem Furor durch die DDR-Kinosäle, und natürlich auch E.T. - darstellte. Ganze Generationen von Eisenhüttenstädter Schülern wurden durch das gemeinsame Warten, Anstehen und dann im Friedrich-Wolf-Theater- und Kinosaal Sitzen und Schauen weitaus stärker zusammengeschweißt, als z.B. durch die GST-Lager. Wenn sich dagegen heute nur noch fünf, sechs Zuschauer, zwar in Eisenhüttenstadt noch immer mit langem Warten sowie der noch aus der DDR bekannten großen Unsicherheit, ob sich eine Filmrolle mit dem ersehnten Streifen tatsächlich auch hierher verirrt, im Cinestar Kirschblüten ansehen, dann kann kaum ein Gemeinschaftsgefühl mehr entstehen. Zur Privatvorstellung über DVD (oder eben Streaming Video im WWW) ist bestenfalls noch ein räumlicher Unterschied gegeben. Auch wenn es technisch nicht gerade das Überwältigenste war und manchmal der Film auf der Spule auch riss und den Besucher damit einige kürzere oder längere Pausen bzw. einen Ersatzfilm bescherte, so ist in der Erinnerung das Friedrich-Wolffsche-Kinogehen von einer ganz anderen Intensität, als das cinestarre Multiplex-Erlebnis. Geht es im letzteren beinahe ausschließlich um Zerstreuung, führte die Verknappung am Zugang zu westliche Kinofilmware in der DDR wahrlich zur Sammlung, oft auch Ansammlung vor den zwei Kartenverkaufsschaltern, von denen meist nur einer öffnete, weit über die Zahl der verfügbaren Plätze im Haus hinaus...

Zu den weitgehend vergessenen Orten der Eisenhüttenstadtgeschichte gehört dagegen die berühmte Wohnunterkunft "Mühlenfließ", von der ich aber nicht viel mehr zu berichten weiß, als dass sie dereinst Sagen umwoben war, z.B. als VOEST Alpine der Stahlstadt das Konverterstahlwerk bauten, leider aber nur die österreichische Industriebau- und nicht Wohnungsbaukultur - einen aus Majolikahäusern bestehenden WK VII hätte man wohl sich abzureißen getraut bzw. immerhin die Fassaden erhalten - ihre Umsetzung fand. Heute ist der Ofen im Stahlwerk zum Glück für die Stadt nicht aus, aber die Barackensiedlung bis auf die dazugehörige Bushaltestelle, die Erschließungsstraßen und ein paar Fundamente, von Märkischem Sand und Kieferngehölz verschlungen.
Wer sich im Gegensatz zur Landschaft an die Gerüchte und Tatsachen zum "Mühlenfließ" erinnert, ist natürlich herzlich aufgefordert, diese hier in Kommentarform zum Artikel für die Nachwelt erhaltbar zu machen!

Nicht jeder kam im Lunik unter.
Und das Gebäude, in dem heute das Hotel Berlin, welches aktuell im tour-blog besprochen wird, diente in der Blütezeit der "Wohnunterkunft Mühlenfließ" noch ganz anderen Zwecken.
Heute heißen die Buslinien anders, sehen anders aus, kosten anderes Geld und führen anders durch die Eisenhüttenstadt.
Hier hinaus in den hohen Norden der Stadt fahren nur noch Leute, die sich Müllgebühren sparen oder mal ungestört im Lichte der Stahlindustrieromantik einen oder zwei drauf machen wollen, wie Feuerwerksüberreste und Bierflaschenscherben immerhin vermuten lassen.
Ein Geheimtipp ist es für Freunde der ach so typischen Vegetation in "unserm traurigen märkischen Vaterlande" (Heinrich von Kleist) und ein nicht unerhebliches Stück weit fließt das Fließ sogar als deutlich gekennzeichneter geschützter Landschaftsbestandteil - übrigens unter deutlich surrenden Starkstromfreileitungen.

Das Bild in Größer gibt es bei ehstiques/Flickr.


Tags für diesen Artikel: 1980er, 1988, , erinnerung,
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#1 sandlatscher am 07/07/08 um 02:21 [Antwort]
Kommentar (1)
#2 kelef am 09/13/10 um 02:39 [Antwort]
Kommentar (1)
#2.1 Ben am 09/13/10 um 05:15 [Antwort]
Wunderbar. Vielen Dank!
Kommentar (1)
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