Na endlich ist er weg, der Name EKO. Bevor der Kühlturm demnächst in die Firmenfarben von Mittal Steel umlackiert wird (zu den aktuellen Entwicklungen siehe z.B. hier), hat der herzige Stahlkonzern aus der Avenue de la Liberté im netten Kleinstaat Luxemburg noch schnell auch in Eisenhüttenstadt seine Vorstellungen von Corporate Identity durchgesetzt und ausgehängt, wie die Märkische Oderzeitung meldet.
Also bitte schnell die Bookmarks für die nächsten drei, vier Wochen updaten:
Im Internet ist EKO, dessen Namen sich aus DDR-Zeiten vom Eisenhüttenkombinat Ost ableitete, künftig unter der Adresse www.arcelor-eisenhuettenstadt.com oder unter www.arcelor-ehst.com zu finden.
Der oberste Stadtverantwortliche äußert sich zum Ereignis gewohnt kämpferisch:
Bürgermeister Rainer Werner sieht die Umbenennung mit gemischten Gefühlen. Ihm ist wichtig, dass zumindest der Name Eisenhüttenstadt in der künftigen Firmenbezeichnung erhalten bleibt.
Konsequent wäre natürlich eine Umbennung der Eisenhüttenstadt in Arceloria oder Arcelorville und später in Mittallica, wenn endlich die anstehende Schwermittalverbindung durchgewalzt ist. Dass hier völlig widersinnig ein Stück Stadtidentität locker flockig wie des Schultheißens Nachtischlampe ausgeknipst wird, sagt der gefühlsgemischte Stadtvorsteher natürlich nicht (oder die MOZ zitierts halt nicht). Eine Prognose:
Was rein formell durch neue Schriftzüge schnell zu ändern ist, wird sich in den Köpfen der Beschäftigten und Einwohner der Stadt jedoch kaum ändern: EKO wird noch über Jahrzehnte hinaus EKO genannt werden.
ist mir als Reaktion jedenfalls ein wenig zu dünn und dass man eventuell bei "EKO" bleibt, liegt sicher in der Hauptsache daran, dass man die vier, fünf Eigentümer- und damit Namenswechsel, die bis endgültigen Schließung des Werkes noch durchaus denkbar sind, nicht immer gleich zeitnah mitbekommt.
Was man sich vielleicht merken sollte: Der Abbau in den Randzonen der früher neuen Bundesländern findet nicht nur in Form von großflächigen Gebäudeabrissen statt. Auch das völlig überflüssige Streichen eines Identifikationsmerkmals, wie es hier geschieht, ist kennzeichnend für die Entropie Ost.
Wer sich als Stadtbewohner jedoch überwiegend indifferent im lokalen Shopping-Bermuda-Dreieck mit den Koordinaten Kaufland, City Center und Marktkauf sowie den etwas billigeren Zwischenhalten hinundhertreiben lässt und als Höhepünktchen einmal im Jahr bratwurstelnd und bierschäumend über eine Art "Stadtfest" poltert, und das alles (und wenig mehr) mit einem Gefühl wohliger Selbstgefälligkeit, merkt vermutlich nicht zu sehr, wie die eigene Heimat Fünkchen um Fünkchen Persönlichkeit und Selbstachtung verliert. Eigentlich schade drum. Aber die Weltgeschichte wird's bestimmt verkraften.
Der kurze aber nicht gerade knackige MOZ-Beitrag: EKO-Stahl heißt nur noch Arcelor