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"[...] Was sich erhebt, das will auch wieder enden,
was sich erlebt – wer weiß denn das genau,
die Kette schließt, man schweigt in diesen Wänden
und dort die Weite, hoch und dunkelblau." (Gottfried Benn: Blaue Stunde)
was sich erlebt – wer weiß denn das genau,
die Kette schließt, man schweigt in diesen Wänden
und dort die Weite, hoch und dunkelblau." (Gottfried Benn: Blaue Stunde)
Ein Vorteil des Eisenhüttenstadts unserer Erinnerungsketten ist, dass man Gottfried Benns blaustündiges Gedicht auch um zwölf Uhr mittags nicht unpassend rezitieren könnte. Jedenfalls am Busbahnhof, im Schatten des wagemutigen Wellblechdaches, in dem versunken auf den Überlandbus z.B. nach Friedland wartend man genug Zeit findet, über den Kreislauf der Welt zu sinnieren.
Entstanden ist die architektonisch eher zweckmäßig als epochale Verkehrsanlage zu einer Zeit, als dass, was sich ein paar hundert Meter entfernt in den frühen 50ern in Form von Hochöfen und ersten Wohnblocks zu erheben begann, dem 40sten Geburtstag und gleichzeitig dem eigenen Ende entgegentrudelte.
Die jungen Eisenhüttenstädter, die sich einmal wöchentlich zur Einführung in die Sozialistische Produktion und zur Ausbildung in Produktiver Arbeit zu den längst geplätteten und mit Autohaus und Bowlingbahn überbauten Baracken eines Schulungskomplexes begaben, radelten nicht nur durch die Innenhöfe des II. und des I. Wohnkomplexes - und einer einmal im Sommer gar an der Brunnenstraße in ein Auto am Durchgang und dann mit Schürfungen weiter zum Technischen Zeichnen - sondern sie fuhren auch an den Fundamentarbeiten, dem Aufstellen der Träger und schließlich dem Aufsetzen des Daches vorbei. Eine herausragende Rolle in den Gedanken spielte der Zweckbau nahe der Stelle, an der in den jungen Jahren der Stadt ein monumentaler Werkseingang entstehen sollte, nicht. Man nahm sie eher aus den Augenwinkeln war, wild strampelnd, weil zu spät dran zum Unterrichtsbeginn.
Und auch das wirklich bemerkenswerte Element dieses Jubiläumsbaus, nämlich der betonierte Springbrunnen und die Stele zum Stahlwerk, die hinter dem Warte- und Verwaltungsflachbau des Busbahnhofs entstanden, nahm man erst weitaus später wahr und eigentlich nie wirklich in Besitz. Der Gedanke, hier gleichzeitig für die Sommertage einen angenehmen Freiluftwartebereich zu errichten oder auch, den heimfahrenden Stahlarbeitern einen Ort zum Verweilen anzubieten, ist an sich ein sehr schöner. Ansonsten war aber die Lage am Nordrand der Stadt für einen öffentlichen Aufenthaltsort nicht die ideale. Zum Springbrunnenbaden zog es die Kinder doch eher auf die Insel, in die Leninallee oder zum Fröbelring. Hinter dem Busbahnhof begann beinahe das Werk, vorgelagert ein paar Sportanlagen und ein Fremden nicht ganz leicht durchschaubares Straßensystem. Der eigentliche Stadtraum endete jedoch an dieser Stelle und der Kiefernhein mit der Stele und dem Brunnen war Grenzmarke.
Insofern blieb dieses Gebiet um den Busbahnhof immer ein Transitraum, wie man ihn sich beim Klang des Wortes Busbahnhof vorstellt. Dass er mittlerweile von City Center, Roller Markt, Sparkassen-Haupfiliale und Burger King (und der "Döneria) umlagert ist, hat an dieser Situation wenig geändert: Nicht nur weil die hingewürfelten Neubauten stadträumlich bezugsarm und nahezu unverbunden nebeneinander herumliegen bleibt diese Ecke der Stadt in der allgemeinen Stadtwahrnehmung weitgehend ein Nicht-Ort, über den man manchmal mit einem "Ach ja, das gibt es auch noch.." stolpert und/oder von dem man, wenn man muss, mit dem Bus davonfährt. Mehr nicht.
Entstanden ist die architektonisch eher zweckmäßig als epochale Verkehrsanlage zu einer Zeit, als dass, was sich ein paar hundert Meter entfernt in den frühen 50ern in Form von Hochöfen und ersten Wohnblocks zu erheben begann, dem 40sten Geburtstag und gleichzeitig dem eigenen Ende entgegentrudelte.
Die jungen Eisenhüttenstädter, die sich einmal wöchentlich zur Einführung in die Sozialistische Produktion und zur Ausbildung in Produktiver Arbeit zu den längst geplätteten und mit Autohaus und Bowlingbahn überbauten Baracken eines Schulungskomplexes begaben, radelten nicht nur durch die Innenhöfe des II. und des I. Wohnkomplexes - und einer einmal im Sommer gar an der Brunnenstraße in ein Auto am Durchgang und dann mit Schürfungen weiter zum Technischen Zeichnen - sondern sie fuhren auch an den Fundamentarbeiten, dem Aufstellen der Träger und schließlich dem Aufsetzen des Daches vorbei. Eine herausragende Rolle in den Gedanken spielte der Zweckbau nahe der Stelle, an der in den jungen Jahren der Stadt ein monumentaler Werkseingang entstehen sollte, nicht. Man nahm sie eher aus den Augenwinkeln war, wild strampelnd, weil zu spät dran zum Unterrichtsbeginn.
Und auch das wirklich bemerkenswerte Element dieses Jubiläumsbaus, nämlich der betonierte Springbrunnen und die Stele zum Stahlwerk, die hinter dem Warte- und Verwaltungsflachbau des Busbahnhofs entstanden, nahm man erst weitaus später wahr und eigentlich nie wirklich in Besitz. Der Gedanke, hier gleichzeitig für die Sommertage einen angenehmen Freiluftwartebereich zu errichten oder auch, den heimfahrenden Stahlarbeitern einen Ort zum Verweilen anzubieten, ist an sich ein sehr schöner. Ansonsten war aber die Lage am Nordrand der Stadt für einen öffentlichen Aufenthaltsort nicht die ideale. Zum Springbrunnenbaden zog es die Kinder doch eher auf die Insel, in die Leninallee oder zum Fröbelring. Hinter dem Busbahnhof begann beinahe das Werk, vorgelagert ein paar Sportanlagen und ein Fremden nicht ganz leicht durchschaubares Straßensystem. Der eigentliche Stadtraum endete jedoch an dieser Stelle und der Kiefernhein mit der Stele und dem Brunnen war Grenzmarke.
Insofern blieb dieses Gebiet um den Busbahnhof immer ein Transitraum, wie man ihn sich beim Klang des Wortes Busbahnhof vorstellt. Dass er mittlerweile von City Center, Roller Markt, Sparkassen-Haupfiliale und Burger King (und der "Döneria) umlagert ist, hat an dieser Situation wenig geändert: Nicht nur weil die hingewürfelten Neubauten stadträumlich bezugsarm und nahezu unverbunden nebeneinander herumliegen bleibt diese Ecke der Stadt in der allgemeinen Stadtwahrnehmung weitgehend ein Nicht-Ort, über den man manchmal mit einem "Ach ja, das gibt es auch noch.." stolpert und/oder von dem man, wenn man muss, mit dem Bus davonfährt. Mehr nicht.