Stadtbild
Unweit der Ortseinfahrt Wiesenau standen sie schon vor vier Wochen, mittlerweile kann man sie auch kurz vor Pohlitz sehen. Vier Frauen, dem Akzent nach zu urteilen aus Ost-Europa, in verdammt kurzen Röcken und langen Stiefeln. Prostituierte, unverkennbar.Nicht jedes kalauernde Wortspiel ist für einen Text ein Gewinn. Wer wüsste das besser als wir vom Blog. Aber auch die Märkische Oderzeitung wortspielt sich mitunter in die Nähe der Peinlichkeit. Aktuelles Beispiel: die Überschrift zu einer eher zweifelhaften Reportage über das Auftreten von Prostituierten an der B 112 und die Bemühungen, diesen das Erwerbsleben möglichst schwer zu machen: Verkehr abseits der Bundesstraße. Das ist leider nur 'verdammt' platter Herrenwitz ohne Witz, den ich erzkonservativer Pressefreund bei jeder Zeitung als unpassend empfinden würde. So auch hier.
Das Bilderreigenbild von heute ignoriert grundständig die Geschehnisse auf der Landstraße und präsentiert lieber ein stilles Eckchen im WK IV. Der Verkehr abseits der Bundesstraße sieht in Eisenhüttenstadt nämlich so aus (mit prometheischen Schatten):
Aus verschiedenen Gründen, die alle damit dazu tun haben, dass wir in den nächsten Tagen reichlich mit anderen Dingen zu tun haben, als umfangreiche Texte über Eisenhüttenstadt zu schreiben, beginnt heute die Reihe "Eisenhüttenstädter Bilderreigen 2007", die in den nächsten 7-10 Tagen einige unserer Lieblingsfotografien aus dem Eisenhüttenstadt-Blog-Fotoarchiv zusammenträgt.
Den Anfang macht ein schönes Nostalgie-Schulhof-Bild:
..und wie es uns auf der "Irren Führung" erfreute:
Indian Summerville!
Mit großer Strahlkraft spülte die Spätestseptembersonne die Stadtwanderer der letzten Irren Führung an den Rändern der Stadt entlang und ermöglichte Aufnahmen wie diese. Da nun der goldene Oktober anbricht und ich obendrein gerade die Gelegenheit hatte, die wirklich des Sehens werte Dokumentation "ideal 50 - vom plan zur Stadt zum neuen Menschen" anzuschauen, bin ich in einer Stimmung, die mich geradezu zwingt, die Leser dieses Blogs mit einem planstadtidyllischen Bild gen Feiertag zu schicken.
Foto: ehstiques bei Flickr
Mit großer Strahlkraft spülte die Spätestseptembersonne die Stadtwanderer der letzten Irren Führung an den Rändern der Stadt entlang und ermöglichte Aufnahmen wie diese. Da nun der goldene Oktober anbricht und ich obendrein gerade die Gelegenheit hatte, die wirklich des Sehens werte Dokumentation "ideal 50 - vom plan zur Stadt zum neuen Menschen" anzuschauen, bin ich in einer Stimmung, die mich geradezu zwingt, die Leser dieses Blogs mit einem planstadtidyllischen Bild gen Feiertag zu schicken.
Foto: ehstiques bei Flickr
Am zufriedensten sind die Menschen in der Region Kempten / Kaufbeuren / Memmingen (Postleitzahl 87), gefolgt von Münchener Umland / Fürstenfeldbruck / Starnberg / Garmisch-Partenkirchen (PLZ 82) auf Platz 2 sowie Villingen-Schwenningen / Konstanz / Tuttlingen / Rottweil (PLZ 78) auf Platz 3. Höchstplatzierte nicht-süddeutsche Region ist Osnabrück / Ibbenbüren / Diepholz / Cloppenburg (PLZ 49) auf Rang 14. Auf den letzten drei Plätzen der Umfrage landen Bautzen / Görlitz / Hoyerswerda / Zittau (Platz 92, PLZ 02), Frankfurt an der Oder / Eisenhüttenstadt / Fürstenwalde / Königs Wusterhausen (Platz 93, PLZ 15) sowie - als Schlusslicht - Halle (Saale) / Dessau / Quedlinburg /Zeitz (Platz 94, PLZ 06).
Eine Umfrage der Zeitschrift Healthy Living enthüllt: Die Menschen im PLZ-Bereich 15 sind mächtig unzufrieden "mit den gesundheitlichen Verhältnissen an ihrem Wohnort":
Insgesamt stellten HEALTHY LIVING und die DAK den 17 000 Teilnehmern der Untersuchung zehn gesundheitsbezogene Fragen, die nach dem Schulnotensystem ("sehr gut" bis "ungenügend") beantwortet wurden, darunter "Gibt es in Ihrer Region genügend Ärzte und Kliniken?", "Stimmt das Angebot an gesunden Lebensmitteln?", "Wie gut ist die Versorgung mit Alternativ-Medizin?" und "Wie bewerten Sie das Angebot an Sport- und Erholungsmöglichkeiten?"Ob wir uns mit dem Thema weiter beschäftigen, wird ganz von der persönlichen gesundheitlichen Entwicklung abhängen. Ich war jedenfall in den letzten zwei Jahren nur zweimal in der Notaufnahme des Eisenhüttenstädter Krankenhauses und konnte - so oder so - beide Male nicht klagen. Anders beispielsweise als bei einem Besuch im hochrennomierten Unfallklinikum Marzahn im letzten November, bei dem sich der ägyptische Gastarzt und ich als Patient nicht auf eine gemeinsame Sprache einigen konnten. So hängt also die Beurteilung immer auch an spezifischen Erfahrungen und Begegnungen und vielleicht auch am Allgemeinbefinden jenseits gesundheitlicher Aspekte.
Während die Märkische Oderzeitung einiges Aktuelles zur ProGroup-Papierfabrik und zum Gazprom Gasturbinenwerk meldet, beschäftigen wir uns mit ganz anderen Dingen und haben weiter nichts zu schreiben. Aber zu zeigen - und zwar ein herausragendes Exponat urbaner Verpackungskunst im Eisenhüttenstädter Stadt- und Straßenkunstraum:
Verschnürt und zugeklebt.
Was Menschen, die mittels der einschlägigen Reportagen des Privatfernsehens aufgeklärt wurden, für eine Hommage an die auto-erotische Asphyxiation halten mögen, lässt tatsächlich auch andere Interpretationen zu.
Beachtenswert ist zum Beispiel die nun schon vielleicht seit 17 Jahren nicht genutzte Fahnenhalterung, unter der sich die blau verhüllte Figur - halb Menschenfigur, halb Kreuzandeutung - befindet. Verlust einer eindeutigen Identifikationssymbolik? Eine Leerstelle über den Menschen?
Und dann: Im Kopfbereich sind über die lichblaue Plastikhülle quer orange Streifen mit schwarzem Trauerflor geklebt - ein Wink zur Ukraine vielleicht, an das Scheitern der großen Erwartungen an eine friedliche Revolution?
In jedem Fall, trotz kräfiger Farben, findet sich hier ein deutlicher Ausdruck der Verlassenheit, wobei das in sich luftdicht verschnürte Objekt durch ein korrespondierendes Zeichen im Hintergrund scheinbar unabwendbar allein wie haltlos in seiner Isolation und Selbstgefangenheit am Laternenmast aus den 1950ern über dem Kopfsteinpflaster (nicht im Bild) dieser Stadt hängen bleibt. Denn dieses bezugnehmende Schild sagt nichts anderes als: Hier wie dort ist Halten verboten.
Aber halt doch! Schau genau, beschleunigter Betrachter! Das Verbot gilt nur fast, denn als Hoffnungszeichen erscheint die improvisierte Verbotslockerung, ebenfalls in Blau, immer noch, der kalten Farbe der Melancholie. Eine leise Anspielung aber, so wie der frühe Vogel auf dem kahlen Ast im frühen Jahr, der auf anstehendes Frühlingsglück hindeutet!? Wer weiß, wer weiß...
Foto: ehstiques bei Flickr
Was Menschen, die mittels der einschlägigen Reportagen des Privatfernsehens aufgeklärt wurden, für eine Hommage an die auto-erotische Asphyxiation halten mögen, lässt tatsächlich auch andere Interpretationen zu.
Beachtenswert ist zum Beispiel die nun schon vielleicht seit 17 Jahren nicht genutzte Fahnenhalterung, unter der sich die blau verhüllte Figur - halb Menschenfigur, halb Kreuzandeutung - befindet. Verlust einer eindeutigen Identifikationssymbolik? Eine Leerstelle über den Menschen?
Und dann: Im Kopfbereich sind über die lichblaue Plastikhülle quer orange Streifen mit schwarzem Trauerflor geklebt - ein Wink zur Ukraine vielleicht, an das Scheitern der großen Erwartungen an eine friedliche Revolution?
In jedem Fall, trotz kräfiger Farben, findet sich hier ein deutlicher Ausdruck der Verlassenheit, wobei das in sich luftdicht verschnürte Objekt durch ein korrespondierendes Zeichen im Hintergrund scheinbar unabwendbar allein wie haltlos in seiner Isolation und Selbstgefangenheit am Laternenmast aus den 1950ern über dem Kopfsteinpflaster (nicht im Bild) dieser Stadt hängen bleibt. Denn dieses bezugnehmende Schild sagt nichts anderes als: Hier wie dort ist Halten verboten.
Aber halt doch! Schau genau, beschleunigter Betrachter! Das Verbot gilt nur fast, denn als Hoffnungszeichen erscheint die improvisierte Verbotslockerung, ebenfalls in Blau, immer noch, der kalten Farbe der Melancholie. Eine leise Anspielung aber, so wie der frühe Vogel auf dem kahlen Ast im frühen Jahr, der auf anstehendes Frühlingsglück hindeutet!? Wer weiß, wer weiß...
Foto: ehstiques bei Flickr
P.S. So eben lese ich in der Märkischen Oderzeitung, dass eine der beliebtesten Spielecken der Kinder des V. Wohnkomplexes vermutlich unbespielbar wird: der Zugang zur Kanalisation am "Modderkanal":
Dort befindet sich momentan noch der Auslauf eines gewaltigen Abflussrohres, durch welches das Regenwasser aus dem fünften Wohnkomplex in den alten Arm des Oder-Spree-Kanals gespült wird. Die Öffnung des Rohres, das einen Durchmesser von einem Meter hat, wird derzeit nur durch ein Metallgitter bedeckt. "Das ist zum Schutz da," sagt Hutopp. "Damit da niemand reinkriecht." Denn, wenn es wie aus Kannen schüttet, sprudelt da fast schon eine kleine, ein Meter hohe Flutwelle heraus. Diese Sicherungswand, die in den 50er Jahren entstanden ist, wird nun abgerissen", erklärt der Diplomingenieur. Die Vorrichtung entspricht nicht mehr den Anforderungen einer zeitgemäßen Abwasserreinigung für Regen.Mit dem Rohr verschwinden um die 200 Birken und Pappeln, die irgendwo in den Diehloer Bergen durch Neuanpflanzungen kompensiert werden. Hier aber, am Zugang zur Insel, fehlen sie von nun an...
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