Sonstiges
Himmelfahrtsmagistrale: Ein Sonnenuntergangsszenario.
Gar herrlich ist's unter diesem Himmelsstrich über dem Flickrland und wie sich so die Sonne in ihre Untergangsstimmung auf den Mikroglobus Eisenhüttenstadt senkt, bringt sie uns das Blaue vom Himmel und tunkt die Welt in Orange und Schwarz. (möchte man meinen)
In der Inselhalle könnte parallel eine Messe „rund ums Pferd“ stattfinden. Die Pferde könnten auf dem nahegelegenen Agrarhof oder den umliegenden Dörfern untergebracht werden. Für den jährlichen Reiterball bietet sich die Traditionsgaststätte „Aktivist“ an. Die städtischen Hotels und Pensionen könnten die Zahl der Übernachtungsgäste erhöhen.
Für alle, die für die heutige Nacht noch etwas zum Lesen suchen, bietet sich vielleicht die Dissertation von Frank Howest - Mitglied des Arbeitskreis Stadtzukünfte bei der Deutschen Gesellschaft für Geographie und dem einen oder anderen vielleicht schon durch den "Monitoring a Shrinking City"-Text bekannt - aus dem Jahr 2006 an, die man bei der Universität Bochum im PDF-Volltext über diese Seite herunterladen kann. Der Autor fasst so ziemlich alles zusammen, was man so allgemein zur Stadtgeschichte und -gegenwart wissen kann und entwickelt auch ein paar ganz interessante Gedanken für die zukünftige Entwicklung, zu denen die Verlagerung der Kleingärten aus der Peripherie der Oderwiesen auf die entstehenden Brachen im WK VII, der Bau einer die geographische Mitte der Stadt erschließenden Hauptverkehrsstraße parallel zur Bahnlinie Frankfurt/Oder-Guben und die - siehe Eingangszitat - Etablierung von reitsportlichen Aktivitäten auf der Insel gehören.
Man staunt ein bisschen, wieviele Diplomarbeiten und Dissertationen über unsere kleine Stadt geschrieben werden (können), wobei das Thema dann nun so langsam erschöpft sein dürfte. Aber interessant und ganz gut zu lesen ist schon, womit sich Frank Howest unter dem Titel Eisenhüttenstadt - Auf- und Umbau einer geplanten Stadt promovierte. Und daher lese ich jetzt auch einfach ein bisschen weiter.. bonne nuit villehst aimée..
Viel Spass mit dem Eisenhüttenstadt-Wiki
Der Sommer 1969 und ein Erinnerungsfoto.
Was war das für ein Sommer 1969! In der Staatsoper am Gänsemarkt konnte das Hamburger Operpublikum der Premiere von Krzysztof Pendereckis erster Oper The Devils of Loudun beiwohnen. Es war der Sommer, in dem die berühmte Friedenshymne Give peace a chance von John Lennon und Yoko Ono demonstrativ friedfertig zwischen den Laken des Bettes im Raum 1742 des Queen Elizabeth Hotel in Montreal aufgenommen wurde. Neil Armstrong stapfte im Fernsehen aller Länder als erster Mensch auf der Mondoberfläche herum. Die bezaubernde Philippina Gloria Diaz wurde vor der natürlich nicht minder verzückenden Finnin Harriet Eriksson in Miami Beach zur Miss Universe gekrönt. Zwischen Honduras und El Salvador brach ein Fußballkrieg auf, der an Sinnlosigkeit und Bewaffnung alles spätere Hooligan-Gebahren bis heute in den Schatten stellt. Und dann gab es vom 15. bis 17. August Woodstock. Und knapp eine Woche nachdem in South Central (Los Angeles) eine Junge das Licht der Welt erblickte, der später als Ice Cube einer der erfolgreichsten Rapstars an der Westcoast werden sollte, begannen in Eisenhüttenstadt die Sommerfilmtage. Vermutlich noch begeistert von den Dimensionen des im Mai vorgelegten Generalbebauungsplanes, der bis zum Jahr 2000 eine Großstadt mit 110 000 Einwohnern vorhersagte, liefen die Eisenhüttenstädter in Massen zum Theater in der Leninallee und stellten sich in der Hoffnung auf ein paar Tickets für einen der zu zeigenden Filme an.
Welche Filmwerke genau auf die Leinwand im Friedrich-Wolf-Theater gelichtspielt wurde, können wir leider nicht mehr sagen. Im Jahr 1969 waren aber einige interessante DEFA-Produktion zu den Kinos der DDR unterwegs: die Verfilmung von Anna Seghers 1949er Roman "Die Toten bleiben jung" von Joachim Kunert, Walter Becks "Käuzchenkuhle" nach dem gleichnamigen Jugendbestseller von Horst Beseler, "Das siebente Jahr" von Frank Vogel, der vier Jahre zuvor für "Denk bloß nicht, ich heule" böse vom ZK abgerügt wurde, die Kleistadaption "Jungfer, Sie gefällt mir" von Günter Reisch, für die Jurek Becker das Buch schrieb oder auch die Kriminalspielerei „Mit mir nicht, Madam!” von Roland Oehme und Lothar Warneke.
Der Überflieger des Jahres war aber ganz sicher "Heißer Sommer!" mit der knuffigen Chris "Stupsi" Doerk und Frank Schöbel in den Hauptrollen, dessen Titel bis heute das Motto für jeden Sommer, in dem Abiturienten im Glücksrausch ihrer Jugend durchdrehen wollen, vorgibt. Auch wenn die Musik, zu der die Liebe paradiert, mittlerweile bei den meisten Vertretern der aktuellen Generation im Reifeprüfungs-Alter eine ganz andere sein dürfte. Warum ich dies alles mitten im Januar 2007 zusammenfantasiere, anstatt einfach bei meinen Leisten d.h. heute bei meinem Sonntagstortenstück "Schwäbische Pflaume" zu bleiben? Einfach weil ich gestern auf diese hübsche Fotografie stieß und es doch eine Schande wäre, sie nicht mit der WWWelt zu teilen:
Das Friedrich-Wolf-Theater lieferte vom 21. bis 28. Juni das filmische Begleitprogramm.
Ein schönes Fundstück in der Blogosphäre:
Ausserdem führt der Städtenamen “Eisenhüttenstadt” hier in Dänemark zu einigen Verwirrungen. Viele Leute verstehen darunter eine Stadt, die nur aus Eisdielen (Eishütte) besteht. Keine Angst, internationale Zusammenarbeit ist auch dafür da, solche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
So schreibt es heute "Herr Geisler in Dänemark" in seinem Weblog unter der einzigartigen Adresse stockhuhn.de. Die paradiscremeische Milcheisbar-Fantasie - denn Milcheisbar müsste eine Eisdiele in Eisenhüttenstadt schon heißen - besitzt durchaus eine gehörige Portion Charme (med hindbærpuré, varme vafler og sorbet)..
Leider gibt es nun anno 2007 den Treibhauseffekt mit der globalen Erderwärmung und den milden, magenschonenden Prodomo-Wintern im Rucksack und daher müssen die Jungs wieder zu Sprühlack statt Sprühsahne greifen. Denn die Eisbilder halten unter diesen klimatischen Bedingungen nicht mehr und laufen schneller die Wände herunter als Astor damals die Gleise entlang (mit der Polizei im Nacken versteht sich)... Ach Zeiten waren das!
Was dem üblichen kritischen Eisenhüttenstadt-Blogleser im Normalfall verborgen bleibt, ist, dass auch seine zahllosen Autoren so manches Mal bis zum Hals in anderer Arbeit stecken, mit der sie bienenfleißig u.a. eine Art Lebensunterhalt für ihr dolce vita zu bestreiten versuchen. Und dann gibt es noch so viel anderes in der weiten und nahen Welt zu sehen, zu erleben, zu hören, zu schmecken, zu schreiben, zu tun und in diesem Frühlingsjanuar sogar zu schnuppern, dass man gar nicht so recht weiß, in welchen Honigtopf man zuerst Ohren, Augen, Mund und Nase hineinstupsen soll. So gelingt es uns erst recht nicht, jeden Tag das Neueste aus Eisenhüttenstadt in Erfahrung zu bringen, hier zu vermelden und durch die gewohnte Brille zu ausgiebig zu kommentieren. Aus diesem schnöden Grunde gibt es heute von mir keine botanischen Etüden über das Früherblühen der Blumen und Gehölze in unseren momentan sehr gemäßigten Breiten sondern nur den Hinweis auf einen Artikel zum Thema, den Uwe Stiehler für die heutige Ausgabe der Märkischen Oderzeitung aus der Cherry-Tastatur sprießen ließ: Blütenpracht im Januar.
Und als Zugabe liefern wir noch dieses passende kleine Stadtbild aus der Mitte des Dezembers 2006:
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