Wer noch etwas anderes zum Stadtgeschehen lesen will, der findet im Onlineteil der Märkischen Oderzeitung leider nur diese knappe Meldung zu den Theatertagen, aber immerhin einen recht zünftigen Bericht zum irgendwie gescheitert wirkenden langen Einkaufssamstag in der Lindenallee:
Mit Rabatten und ein paar Takten Musik haben die Einzelhändler in der Lindenallee für ihren langen Sonnabend geworben. Gereicht hat das nicht, um wirklich Kunden in Massen anzuziehen. Es braucht größere Anstrengungen, um ein lebhaftes Treiben auf Eisenhüttenstadts Magistrale zu organisieren. Abgesehen davon, dass ein langer Verkaufstag nicht nur bis 18 Uhr dauert - das ist schließlich in der Nachbarschaft schon längst Standard -, muss sich die Initiative Pro City geeignetere Marketing-Maßnahmen einfallen lassen. Nach dem jüngsten Misserfolg hilft es nicht, wenn die Akteure mit dem Finger aufeinander zeigen. Das City Center sollten die Geschäftsleute in der Innenstadt weniger als Konkurrenz denn als Chance begreifen. Denn das liegt, anders als in anderen Kommunen, nicht auf der grünen Wiese, sondern in direkter Nachbarschaft. Dessen Kunden müssen überzeugt werden, dass sich auch ein Abstecher in die Lindenallee lohnt.
Welche größeren Anstrengungen mehr Kunden locken könnten, wissen wir so wenig wie die MOZ. Im Gegensatz zu dieser glauben wir aber, dass das City Center in der vorliegenden Form mächtiger Unsinn und letztlich im Zusammenwirken mit den anderen Gut+Billig-Märkten schädlich für die Entwicklung des Facheinzelhandels in Eisenhüttenstadt war.
Für die Lindenallee wäre es wohl empfehlenswert, sich als Kontrapunkt zum sterilen Einkaufserlebnis im geschlossen Shoppingraum zu profilieren und genau das zu bieten, was man dort nicht bekommt: gehobene Einkaufskultur, ein anderes Sortiment und eine stadtgerechte und individuelle Aufenthaltsqualität.
Das Problem der schmalen Geldbeutel, der Schnäppchenorientierung und/oder des fehlenden Anspruchs sehr viele potentieller Kunden bleibt freilich bestehen. Ein knarziger Tabakhändler mit umfänglicher Spirituosenauswahl und kleinem Pornosortiment läuft da am Ende doch besser, als es ein ambitionierter Hofladen mit Frischmilchauswahl täte.
Würden die Bewohner der Stadt öfter essen gehen und auf öffentliches Leben setzen, böte sich natürlich an, das gastronomische Angebot mit üppiger, sommerlicher Ausdehnung auf die weitläufigen Trottoirs zu erweitern und beispielsweise wenigstens einen Eiscremeverkauf auf dem Niveau zu etablieren, wie man es z.B. in Südwestdeutschland dank der hohen Dichte an italienischen Gelatieri in jedem Nest findet. Solange man aber das Restaurant bestenfalls als Ort der Nahrungsaufnahme zum möglichst satt werden versteht (Gourmand) und nicht als sozialen Ort, bei dem der Genuss wertig zubereiteter Speisen als Scharnier zur Teilnahme am gemeinschaftlichen Feinschmecken und Ausdruck allgemeiner Lebensfreude im Zentrum der Sache steht (Gourmet), wird jeder diesbezüglich engagierte Wirt die Rechnung ohne den Gast machen. Das Hähncheneck überzeugt zwar als liebenswertes Kuriosum, könnte aber durchaus auch ein Gegenstück, das nicht gerade auf Fastfood setzt, vertragen.
Kommentare